Jeder Schritt fällt schwer, anziehen ist schier unmöglich und auch der Geist lässt nach. Wenn Menschen pflegebedürftig werden, müssen Angehörige sofort handeln.

Tipps zur Organisation von Häuslicher Pflege
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Im Jahr 2020 wird es in Deutschland rund 2,9 Millionen Pflegebedürftige geben, das zumindest besagt eine Prognose des statistischen Bundesamtes. Eine erschreckende Zahl, die zehn Jahre später sogar noch deutlich höher sein wird.

Tritt der Fall der Fälle ein und Mutter, Vater oder die Großeltern kommen allein nicht mehr zurecht, stehen die Angehörigen vor einer großen Verantwortung und vor allem Aufgabe. Die „einfachste Lösung“ wäre sicher die Betreuung in einem Pflegeheim. Aber zum einen sind diese Plätze rar und zum anderen ziemlich teuer. Hinzu kommt das bekannte Sprichwort: „Einen alten Baum verpflanzt man nicht“. Die meisten älteren Menschen wollen gar nicht in eine Pflegeeinrichtung, sondern weiterhin zu Hause bleiben, was auch den Angehörigen am Herzen liegt.

Das Sozialsystem in Deutschland macht es zwar möglich, den Verwandten in den eigenen vier Wänden zu belassen, ganz einfach wird die häusliche Pflege aber nicht. Dies muss jedem klar sein, der sich dafür entscheidet. Manchmal tritt der Fall von jetzt auf gleich ein, zum Beispiel nach einem Schlaganfall, dann heißt es schnell reagieren und die notwendigen Maßnahmen einleiten.

Pflegekasse & Pflegeversicherung benachrichtigen

Die häusliche Pflege eines lieben Verwandten wird Sie nicht nur Nerven kosten, sondern auch viel Geld. Deshalb ist die Benachrichtigung der Pflegekasse, der erste Schritt den Sie tun müssen. Wenn der Pflegebedürftige sich noch in einem Krankenhaus befindet, wenden Sie sich dort an den hauseigenen Sozialdienst. Die Mitarbeiter werden Ihnen sagen, was zu tun ist. Wurde zur Vorsorge eine private Pflegeversicherung abgeschlossen, muss auch diese unverzüglich informiert werden. Versäumen Sie diesen Punkt nicht, denn das Geld werden Sie später dringend brauchen.



Hilfe bei Pflegeberatungsstellen suchen

Wer das erste Mal eine häusliche Pflege organisieren muss, fühlt sich häufig überfordert. Für diesen Fall gibt es in jedem Bundesland so genannte Pflegestützpunkte oder Pflegeberatungsstellen. Die Mitarbeiter geben Ihnen wichtige Hinweise, was wann zu tun ist. Der BKK Landesverband Nordwest hat auf seiner Internetseite eine deutschlandweite Übersicht aller Pflegestützpunkte zusammengestellt. Am besten Sie geben in die Suchmaske erst mal nur Ihr Bundesland ein, denn nicht in jeder Stadt ist ein Pflegestützpunkt ansässig.

Das Pflegetelefon vom Bundesministerium ist von Mo. bis Do., zwischen 9-18 Uhr unter der Rufnummer 030/20179131 erreichbar.

Pflegestufe beantragen

Auch wenn der plötzlich eintretende Pflegefall eine emotionale Belastung ist, müssen Sie sich gedanklich sortieren und an die finanziellen Folgen denken. Deswegen ist es besonders wichtig, dass Sie möglichst zeitnah eine Pflegestufe beantragen. Das Wort zeitnah sollte ernst genommen werden, denn wird die Pflegestufe genehmigt, beginnt die Zahlung genau ab dem Tag, an dem der Antrag gestellt wurde. Kommt es also zu Verzögerungen, stehen Ihnen, bzw. dem Pflegebedürftigen die Leistungen auch rückwirkend zu.

Besuch des MDK vorbereiten

Häusliche Pflege: Was bedeutet der Pflegegrad?
Der MDK erstellt Gutachten im gesetzlichen Auftrag | © HNFOTO / stock.adobe.com

Ob eine Pflegebedürftigkeit vorliegt wird von der zuständigen Pflegekasse genau geprüft. Dazu kommt ein Gutachter, nach vorheriger Terminabsprache, zu Ihnen nach Hause. Diesen Termin sollte man niemals unvorbereitet wahrnehmen, denn sonst kann es schnell passieren, dass die Pflegestufe abgelehnt wird. Der Gutachter des MDK (Medizinischer Dienst der Krankenkassen) wird dem Pflegebedürftigen Fragen oder kleine Aufgaben stellen, die auf den ersten Blick lapidar erscheinen, bei der Beurteilung aber von großer Bedeutung sind.
Hier zwei Beispiele:

  • Der Pflegebedürftige muss die Hände heben und hinterm Kopf verschränken. Dies soll ein eindeutiges Indiz sein, dass der Senior sich noch allein anziehen, waschen und kämmen kann.
  • Der Pflegebedürftige muss wenige Schritte absolvieren, was dem Prüfer zeigt, dass „ein bedingt selbständiges Gehen“ vorhanden ist.

Dass der Pflegebedürftige sich aber keineswegs allein anziehen kann, oder den weiten Weg zur Toilette nicht mehr schafft, muss dem Gutachter nun klar gemacht werden. Dazu ist es wichtig, dass Sie den Prüftermin nicht allein wahrnehmen. Haben Sie bereits einen Pflegedienst engagiert, bitten Sie einen Mitarbeiter dabei zu sein. Je mehr Personen Auskunft über den Zustand des Pflegebedürftigen geben können, umso besser.

Einen Pflegekurs besuchen

Die Situation, gepflegt werden zu müssen, ist für den „Patienten“ genau so Neuland wie für Sie als pflegenden Angehörigen. Um die häusliche Pflege zu meistern, brauchen Sie ein gewisses Grundwissen. Die meisten Krankenkassen bieten Ihren Mitgliedern daher kostenlose Pflegekurse an. Hier werden unter anderem wichtige Tipps zum Tragen und Heben des Pflegebedürftigen gegeben, Hygienefragen beantwortet und vor allem können Sie sich mit anderen pflegenden Angehörigen austauschen. Nehmen Sie dieses Angebot also unbedingt in Anspruch.

Häusliche Pflege trotz Fulltime-Job

Häusliche Pflege trotz Fulltime-Job
Entlastung ist wichtig, um die eigene Gesundheit zu schützen | © Rido / stock.adobe.com

Das größte Problem eine gute häusliche Pflege zu organisieren wird sein, Job und Betreuung unter einen Hut zu bekommen. Auch wenn Sie sonst Berufliches und Privates trennen, muss Ihr Arbeitgeber Bescheid wissen. Selbst wenn Sie einen ambulanten Pflegedienst beauftragen, der den Großteil aller Aufgaben übernimmt, werden Sie körperliche und psychische Folgen spüren. Diese wirken sich natürlich auf Ihre Leistungen im Job aus, zum Beispiel durch chronischen Schlafmangel. Im besten Fall wird Ihr Chef ein offenes Ohr für Sie haben und Ihnen hinsichtlich der Arbeitszeit entgegenkommen.



Sollte dies nicht der Fall sein, haben Sie immer noch die Möglichkeit, eine 24h-Pflege in Anspruch zu nehmen. Dieses Modell der häuslichen Pflege bewährt sich immer mehr und ist eine sehr gute Alternative zum Pflegeheim. Der Pflegekraftvermittler SunaCare hat sich auf diesem Sektor bereits seit Jahren einen Namen gemacht und das zu Recht. In Zusammenarbeit mit dem Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend vermittelt der Anbieter hochqualifiziertes Fachpersonal, das quasi rund um die Uhr für den Pflegebedürftigen im Einsatz ist. Um sich selbst zu entlasten, besteht sogar die Möglichkeit, eine Haushaltshilfe zur Unterstützung anzufordern. Somit bleibt weder die Pflege noch der eigene Haushalt auf der Strecke und Sie können weiter Ihrem Job nachgehen – ganz ohne schlechtes Gewissen.


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Pflegezeit beantragen

Eine optimale häusliche Pflege muss sich erst einspielen. Hinzu kommt, dass gerade Kinder Ihre pflegebedürftigen Eltern ungern in die Obhut fremder Menschen geben. In solch einem Fall haben Sie als Berufstätiger die Möglichkeit, Pflegezeit zu beantragen. Bis zu 6 Monate können Sie somit vom Job freigestellt werden. Allerdings gilt dies nur für nahe Verwandte, wie Kinder, Enkel, Geschwister und Lebenspartner. Des Weiteren muss der Betrieb in dem Sie angestellt sind, eine Mindestmitarbeiterzahl von 15 Personen erreichen und Sie werden eine finanzielle Durststrecke überstehen müssen, denn die Pflegezeit wird nicht bezahlt. Mehr Infos zu den gesetzlichen Regelungen der Pflegezeit gibt es hier.

Wenn maximale Entlastung nötig ist

Nicht jeder pflegende Angehörige ist bereit, seinen Job aufzugeben.
Zu Hause fühlt sich der Mensch sicher und geborgen | © WavebreakmediaMicro / stock.adobe.com

Nicht jeder pflegende Angehörige ist bereit, seinen Job komplett aufzugeben. Zum einen ist dies aus finanziellen Gründen nicht machbar, zum anderen muss auch an die eigene berufliche Zukunft gedacht werden. Ambulante Pflegedienste können, wie bereits erwähnt, eine gute Unterstützung sein, aber nicht jede Aufgabe abdecken. Für den Patienten ist die Pflegekraft häufig der einzige Kontakt zur Außenwelt und daher enorm wichtig. Eine komplette Vertrauensbasis lässt sich aber nur schwer herstellen, da krankheitsbedingt oder durch Schichtwechsel nicht immer dasselbe Pflegepersonal ins Haus kommt.

Diese Klippe lässt sich mit einer Pflegeperson umschiffen, die dauerhaft für Sie tätig ist, indem Sie mit in der Wohnung oder dem Haus des Pflegebedürftigen wohnt. Neben der steigenden Anzahl fehlender Pflegekräfte in Deutschland ist es natürlich auch eine Kostenfrage, warum das Gro der Angehörigen auf Personal aus dem EU-Ausland, insbesondere aus Polen, zurückgreift. Natürlich handelt es sich hier um ausgebildete Kräfte, die alle über eine A1-Bescheinigung verfügen (Infos dazu gibt’s bei der Handelskammer Hamburg). Mit dieser Pflegeform lässt sich eine liebevolle und gleichermaßen professionelle Bindung zwischen Pfleger und Patient aufbauen, was gerade bei Demenzkranken und Bettlägerigen von enormer Wichtigkeit ist.

Extratipp Tagespflege:
Wenn der Pflegebedürftige körperlich noch einigermaßen fit ist, um das Haus zu verlassen, können Besuche bei der Tagespflege organisiert werden. Diese werden unter anderem vom DRK angeboten und sind insbesondere zur Kontaktpflege gedacht. Aber auch der Geist wird durch das vielseitige und kreative Angebot geschult. Fragen Sie am besten vor Ort nach, welche Möglichkeiten es bei Ihnen gibt.

Dagmar führt das Projekt Aktive-Rentner.de bereits seit 2009. Sie berichtet dabei täglich über Neues und Wissenswertes für Rentner und Senioren. Auch auf Twitter und Facebook

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