Damit eine Küche wirklich barrierefrei ist, sind einige Maße zu beachten. Alle Infos dazu hier, inklusive praktischen Einrichtungstipps.

Barrierefreie Küche planen
Eine barrierefreie Küche hilft im Alltag | © Andrey Popov / stock.adobe.com

Ich hätte nicht gedacht, dass sich der Stellenwert der Küche, im Blick auf den gesamten Wohnraum, mit zunehmendem Alter so verändert. Aber immerhin sind es bei den über 60jährigen noch 35 Prozent, die Ihre Küche als Mittelpunkt des Hauses sehen. Für 54 Prozent dieser Altersklasse ist die Küche nämlich nur eine reine Koch- und Arbeitsstätte. Glück dem, der diese als auch solche nutzen kann!

Die steigende Zahl der Pflegebedürftigen macht deutlich, dass es nicht allen vergönnt ist, bis ans Lebensende in den eigenen vier Wänden zu bleiben. Bei Demenzkranken ist es ohnehin verantwortungslos, sie allein in der Wohnung zu lassen. Hier muss selbstverständlich die  Hilfe von Angehörigen und ausgebildetem Pflegepersonal greifen. Wer aber auch mit 70+ noch geistig fit ist und lediglich körperliche Gebrechen hat, der sollte jede Chance nutzen, im heimischen Umfeld zu bleiben. Der Spruch: „Einen alten Baum verpflanzt man nicht“, kommt schließlich nicht von ungefähr.

Warum eine barrierefreie Küche so wichtig ist

Barrierefreie Küche umsetzen
Die Selbstständigkeit erhält sich der Mensch um unabhängig zu sein | © auremar / stock.adobe.com

Das Wohnzimmer lässt sich mit ein paar Handgriffen so umräumen, dass man auch mit Rollator, Rollstuhl oder Gehhilfen bequem zu Sessel, Couch und Balkon kommt. Anders sieht es schon in der Küche aus. Bei der Einrichtung vor einigen Jahren wurde sicher kein Wert darauf gelegt, dass Elektrogeräte, Kühlschrank und Möbel barrierefrei angepasst sind. Die tägliche Nutzung erschwert sich im Alter also deutlich. Um das Mittagessen müssen Sie sich Gott sei Dank nicht kümmern, dafür gibt es Lieferdienste wie Essen auf Rädern. Mal ganz davon abgesehen, wäre selber kochen für den Ein oder Anderen umständlich. Frühstück, Abendessen und einen Kaffee für zwischendurch möchte man sich aber gern noch selbst zubereiten können und dafür muss die Küche barrierefrei geplant und umgesetzt werden.




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Was vor der barrierefreien Anpassung zu beachten ist

Mehr Freiraum durch Barrierefreiheit
Eine barrierefreie Küche steht Ihnen nicht im Weg | © pressmaster / stock.adobe.com

Seien Sie sich vor Beginn der Umbaumaßnahmen darüber im Klaren, dass einige finanzielle Aufwendungen auf Sie zukommen. Vergleicht man diese allerdings mit den derzeitigen Kosten für einen Pflegeplatz, sollte sich die Ausgabe schnell wieder relativiert haben. Im Übrigen müssen Sie nicht zwingend eine hochwertige, spezial angefertigte Küche haben, auch Küchenmöbel aus dem Baumarkt lassen sich barrierefrei einbauen. Außerdem besteht die Möglichkeit, bei der KfW Fördermittel zu beantragen.

Diese Maße gelten für eine barrierefreie Küche

Bewegungsfreiheit und leichter Zugang zur kompletten Kücheneinrichtung sind das Ziel der Umbau- bzw. Anpassungsmaßnahme. Experten raten daher zu folgenden Maßen:

❖ Bewegungsfreiheit

Um die Küche barrierefrei betreten zu können, ist eine Türbreite von 80 cm, für Rollstuhlfahrer von 90 cm notwenig. Ausreichend Bewegungsfläche erzielen Sie mit 1,20 Meter. Rollstuhlfahrer benötigen allerdings 1,50 Meter.

❖ Maße für Arbeitsfläche und Spüle

Besonders die Arbeitsfläche muss so angepasst werden, dass ein Arbeiten auch problemlos im Sitzen möglich ist. Eine Höhe von 82 cm ist dafür optimal.

❖ Ober- und Unterschränke

Um selbstständig an alle Küchenutensilien im Schrank heran zu kommen, sind die Oberschränke maximal 1,40 Meter hoch aufzuhängen. Gleiches gilt für die Unterschränke, hier ist eine Mindesthöhe von 40 cm einzuhalten. Diese Maße garantieren auch Rollstuhlfahrern ein barrierefreies Arbeiten in der eigenen Küche.

❖ Beinfreiheit und Unterfahrbarkeit

Weiterhin ist es für Menschen mit Handicap wichtig, dass Sie ausreichende Beinfreiheit haben. Um also auch mit dem Rollstuhl unter die Arbeitsfläche zu kommen, ist eine Kniehöhe von 67 cm erforderlich. Auch wenn eine entsprechende Tiefe bereits realisiert wurde, werden störende Schubladen häufig übersehen. Also denken Sie daran, ebenso wie an den Syphon unter der Spüle. Im besten Fall wird dieser so angebracht, dass er beim Unterfahren nicht berührt werden kann (unter Putz legen).

Einen kompletten Überblick zum Thema barrierefreies Wohnen finden Sie in der DIN 1840-2.

Praktische Einrichtungstipps

  • Verwenden Sie Rollcontainer statt massiver Unterschränke.
  • Bei einer Gehbehinderung empfiehlt es sich, Herd, Arbeitsfläche und Spüle in einer Reihe, sprich nebeneinander anzuordnen.
  • Für Rollstuhlfahrer gilt: Herd, Arbeitsfläche und Spüle besser über Eck einzubauen, dass garantiert barrierfreies Hantieren beim Kochen.
  • Bedenken Sie, dass sich durch den Umbau der Stauraum verringert. Eine zusätzliche Abstellkammer wäre deshalb ideal.

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