Treffen kann es jeden, doch vorbereitet sind die Wenigsten. Lesen Sie hier, was auf Angehörige in den ersten Tagen zukommt und erledigt werden muss.

Plötzlich Pflegefall
Plötzlich Pflegefall – Was nun? | © NDABCREATIVITY / stock.adobe.com

Was es bedeutet einen Pflegefall in der Familie zu haben, wird vielen Angehörigen erst bewusst, wenn der Ernstfall eingetreten ist. Nur selten kündigt sich Pflegebedürftigkeit an, Zeit zum Planen der neuen Lebensumstände bleibt dann nicht viel. Während man sich bei fortschreitender Demenz oder chronischen Erkrankungen auf eine wahrscheinliche Pflegebedürftigkeit einstellen kann, treten die meisten Fälle eher plötzlich ein. Häufig ist es ein Schlaganfall oder Herzinfarkt, der das normale Leben verändert. Aber auch Stürze haben schwerwiegende Auswirkungen, weil ältere Menschen sich von den Verletzungen nicht mehr richtig erholen.

Neben der emotionalen Belastung kommt auf Familienangehörige vor allem eine gehörige Portion organisatorisches Talent hinzu. Sie müssen jetzt nicht nur Ihre eigenen alltäglichen Aufgaben bewältigen, sondern sich auch um die Pflege-Absicherung des Angehörigen kümmern und jede Menge behördliche Dinge regeln. Weil diese Herausforderung vielen Menschen über den Kopf wächst, habe ich für Sie einen kleinen Wegweiser zusammengestellt.

1. Pflegebedürftigkeit einschätzen und Pflegebedarf ermitteln

Im allerersten Schritt müssen Sie sich die Zeit nehmen und den Pflegebedarf erfassen. Das machen Sie am besten schriftlich (siehe Download-Tipp Pflegetagebuch), dann haben Sie schwarz auf weiß, wie viel Hilfe der Patient benötigt. Gehen Sie dafür den gesamten Alltag Schritt für Schritt durch, nur so wird ersichtlich, ob eine 24-Stunden-Betreuung nötig wird, oder der Pflegebedürftige bestimmte Dinge weiterhin allein erledigen kann – mit entsprechender Unterstützung. Notieren Sie alles penibel genau! Kann der Pflegebedürftige noch allein zur Toilette, sich anziehen oder waschen? All diese Dinge sind später entscheidend für die Bewilligung eines Pflegegrads.

Tipp: Pflegetagebuch zum kostenlosen Download im PDF-Format bei wohnen-im-alter.de.



2. Die optimale Pflegeform finden

Nachdem Ihnen bewusst ist, welcher Pflegebedarf besteht, muss die Frage nach der Umsetzung geklärt werden. Klipp und klar heißt das nichts anderes als: Wer kann pflegen und wo? Trommeln Sie den Familienrat zusammen und entscheiden Sie gemeinsam, welche Pflegeform, sowohl für den Pflegebedürftigen als auch für sie, die beste ist. Allgemein bekannt sind die häusliche Pflege und die Pflege in einem Pflegeheim. Ihnen stehen aber weitaus mehr Möglichkeiten zur Verfügung, nachzulesen in unserem Artikel „3 Pflegeformen im Alter vorgestellt„. Alle Pflegeformen hier im Detail aufzuführen, würde den Rahmen des Artikels sprengen. Lassen Sie sich bei der Entscheidung nicht allzu sehr von Emotionen beeinflussen. Auch wenn für Sie aus moralischer Sicht nur die Pflege in den eigenen vier Wänden infrage kommt, vergessen Sie nicht Ihr eigenes Wohl.

  • Sind Sie körperlich in der Lage, den Pflegebedürftigen zu stützen und zu heben?
  • Können Sie mit der täglichen psychischen Belastung umgehen?
  • Wie sind die wohnlichen Verhältnisse? Kann barrierefreier Wohnraum realisiert werden?
  • Ist medizinische Versorgung jederzeit und kurzfristig möglich?
  • Sind Sie bereit dazu, mit dem Pflegebedürftigen in einer Wohnung zu leben?
  • Alternativ: Ist der Weg von Ihrem Zuhause bis zum Pflegebedürftigen kurz genug, dass Sie schnell vor Ort sein können?

3. Pflegegrad beantragen

Auch wenn dieser Punkt hier erst an dritter Stelle erscheint, sollten Sie den Antrag auf Pflegegrad schnellstmöglich einreichen. Ist der Pflegebedürftige derzeit noch in einer Klinik, setzt sich der Sozialdienst des Krankenhauses meist automatisch mit Ihnen in Verbindung und hilft in allen organisatorischen Fragen. Falls nicht, kontaktieren Sie ihn.

Außerdem stehen Ihnen Pflegeberatungsstellen kostenlos mit Rat und Tat zur Seite. Eine bundesweite Übersicht aller Pflegestützpunkte mit Anschrift und Telefonnummer ist auf gesundheits-und-pflegeberatung.de zu finden.

Ist der Pflegegrad beantragt, wird der Medizinische Dienst der Krankenversicherung (MDK) von der Pflegekasse beauftragt, den Pflegebedürftigen persönlich zu begutachten. Man wird Sie über einen zeitnahen Termin informieren.

4. Pflege im Alltag organisieren

Wenn Sie sich für die Pflege in einem Seniorenheim entschieden haben, werden Ihnen die meisten Aufgaben abgenommen. Das Personal kümmert sich um die Betreuung, was aber nicht heißt, dass Sie außen vor sind. Regelmäßige Besuche sind für den Pflegebedürftigen enorm wichtig, kosten aber auch Zeit, die Sie nun abknapsen müssen. Am besten sprechen Sie sich mit der Familie ab, wer wann zu Besuch fährt.

Noch wichtiger ist diese Absprache, wenn der Pflegebedürftige zu Hause gepflegt wird. Ambulante Pflegekräfte übernehmen zwar viele Aufgaben, es bleibt aber noch genug für Sie zu tun. Am besten ist ein lückenloser Plan, der regelt, wer wann beim Pflegebedürftigen sein kann.

Wichtig » Verfassen Sie rechtzeitig alle notwendigen Vollmachten:

Dagmar führt das Projekt Aktive-Rentner.de bereits seit 2009. Sie berichtet dabei täglich über Neues und Wissenswertes für Rentner und Senioren. Auch auf Twitter und Facebook

Ein Kommentar

  1. Wir haben einen Pflegefall in der Familie, der betreut werden muss. Gut zu wissen, dass zunächst die Pflegestufe ermittelt werden muss. Ich werde mich um weitere Pflegedienste bemühen.

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