Wer einen Demenz-Kranken pflegt, kommt an die Grenzen der Belastbarkeit. Ohne familiäre Unterstützung und Hilfe von außen ist der Alltag nicht zu meistern.

Hilfe bei Demenz: Grenzen der Belastbarkeit
Hilfe bei Demenz: Angehörige leisten intensive Arbeit | © Gerhard Seybert / stock.adobe.com

Etwa 1,5 Millionen Menschen sind in Deutschland an Demenz erkrankt. Das diese Zahl in den kommenden Jahren steigen wird, ist bereits statistisch erwiesen. Die Forschung arbeitet auf Hochtouren, hat aber bisher kein „Allheilmittel“ parat. Sollte sich das in den nächsten Jahren nicht ändern, steigt die Zahl der Demenzkranken bis zum Jahr 2050 auf das Doppelte an. Die Krankheit beginnt schleichend, peu à peu setzt das Vergessen ein.

Wird die Demenz dann auch ärztlich diagnostiziert, steht der Patient im absoluten Mittelpunkt. Was dabei häufig in den Hintergrund rückt, ist die Belastung, die auf die Angehörigen zukommt. Sie kennen die Situation vielleicht selbst: Man trifft Jemanden, der sich um einen Demenzkranken kümmert, fragt aber in erster Linie nach dessen Befinden und vergisst darüber hinaus, welche Sorgen und Nöte der Pflegende selbst hat. Angehörige müssen ihr Leben komplett umstellen, sind aber nicht allein, vorausgesetzt man weiß, wie und wo man Unterstützung bekommt.

Es kann jeden treffen

Auch wenn es Risikofaktoren wie Bluthochdruck oder Diabetes gibt, gefeit ist selbst der gesündeste Mensch nicht. Jeder von uns kann an Demenz erkranken und wir können so gut wie nichts dagegen tun. Was Sie allerdings tun können und auch sollten, ist Vorsorge treffen. Wenn Sie nicht wollen, dass fremde Menschen über ihr Dasein im Krankheitsfall bestimmen, nehmen Sie sich die Zeit und erklären Sie Ihren Willen schriftlich. Neben der Vorsorgevollmacht sind vor allem die Betreuungs- und Patientenverfügung wichtig.



Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass nach diesen Dokumenten im Krankenhaus oder Pflegeheim sofort gefragt wird. Wer bei geistigem Verstand nicht festlegt, welche Maßnahmen getroffen werden dürfen, hat im Ernstfall keinen Einfluss mehr. Ärzte sind verpflichtet Leben zu retten und zu erhalten. Legen Sie zum Beispiel nicht fest, dass Sie künstliche Ernährung im Endstadium ablehnen, müssen Sie damit rechnen, dass eine Magensonde gelegt wird. Wer ohne jegliche geistige und körperliche Reaktion im Bett liegt, dem wird eine Magensonde eher zur Qual als zur Hilfe (persönliche Meinung der Redakteurin).

Leserservice: In diesem Artikel: „Patientenverfügung – Formular kostenlos zum Ankreuzen“ finden Sie ausführliche Erklärungen zu allen Vollmachten und Verfügungen, mit Downloadlinks und Ausfülltipps.

Mit der Belastung nicht allein bleiben

Nicht nur der Patient verändert sich, auch Sie werden sich verändern. Ihr gewohntes Leben wird es „so“ nicht mehr geben. Der Demenzkranke wird sich von Ihnen entfernen, jeden Tag ein bisschen mehr. Die Kommunikation wird weniger oder anders. Rechnen Sie damit, dass Sie der Puffer für Aggressionen sind, denn Stimmungsschwankungen werden zur Tagesordnung gehören.


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Um mit der neuen Lebenssituation klar zukommen, brauchen Sie einen Plan und vor allem Unterstützung.

Besprechen Sie sich mit der Familie

Meist ist es ein Ehepartner oder ein Elternteil, das an Demenz erkrankt. Wenn es mehrere Familienangehörige gibt, dann setzen Sie sich zusammen. Einer allein, wird mit den kommenden Aufgaben überfordert sein. Hier einige Punkte, die es als erstes zu besprechen gilt:

  • Kann der Demenzkranke weiter zu Hause wohnen bleiben?
  • Muss der Wohnraum barrierefrei angepasst werden?
  • Wenn familiäre Betreuung möglich ist, wer übernimmt welche Aufgaben? (Einkaufen, Hausputz, Arzttermine, Beschäftigung)
  • Wer sorgt für die täglichen Mahlzeiten?
  • Braucht der Demenzkranke Hilfe beim Anziehen und Waschen?

Neben den alltäglichen Aufgaben kommt auch die Regelung der Finanzen auf Sie zu. Spätestens jetzt ist es wichtig, dass entsprechende Vollmachten (siehe oben) vorliegen. Es ist kein Einzelfall, dass Demenzkranke Angst um ihr Vermögen haben und auf einen Schlag das Konto räumen. Das Geld wird „gut“ versteckt, später aber leider nicht wieder gefunden.



Ambulanter Pflegedienst oder Pflegeheim?

Pflegepersonal entlastet die Familie
© Robert Kneschke / stock.adobe.com

So gern Sie als Angehöriger auch für das Familienmitglied da sein wollen, wer berufstätig ist, schafft die Doppelbelastung nicht allein. Bei aller Aufopferung dürfen Sie sich selbst nicht vergessen! Egal, ob Sie sich für die Unterstützung durch einen ambulanten Pflegedienst, oder die Unterbringung im Pflegeheim entscheiden – Sie müssen einen Pflegegrad beantragen. Was viele gar nicht wissen, auch bei Demenz gibt es je nach Krankheitsstadium finanzielle Leistungen von der Pflegekasse (siehe awo-pfalz.de).

Bei einer Teilzeit-Berufstätigkeit reicht mitunter ein ambulanter Pflegedienst. Der Vorteil ist, dass Sie genau absprechen können, welche Aufgaben das Pflegepersonal übernehmen soll und an welchen Wochentagen.

Austausch in Selbsthilfegruppen

Auch wenn Sie manchmal das Gefühl haben, allein mit Ihren Problemen zu sein, vielen weiteren Angehörigen geht es ähnlich. In Selbsthilfegruppen können Sie sich austauschen. Manchmal werden Hindernisse schon dadurch überwunden, dass man sie mit anderen teilt. Wer sich seine Sorgen von der Seele reden kann, tankt automatisch neue Kraft.

Mund zu Mund Propaganda ist oftmals mehr Wert als dicke Merkblätter. Profitieren Sie von den Erfahrungen der Anderen und geben Sie Ihre Erkenntnisse weiter. Auch emotionale Punkte können in diesen Sitzungen geklärt werden:

  • Wie erkläre ich unserem Enkel das Opa nicht mehr mit mir spielt?
  • Warum kuschelt Oma nicht mehr mit mir?
  • Wie verarbeite ich, dass mein Partner mich nicht mehr erkennt?

Gemeinsame Nachmittage im Demenzcafe

Anders als bei der Tagespflege, werden im Demenzcafe ausschließlich Alzheimerpatienten „betreut“. Je nach Ort kann das zusammen mit dem Angehörigen geschehen, oder zur Entlastung auch stundenweise allein. Geboten wird eine Mischung aus Therapie, Pflege und Beschäftigung. Allein der Tapetenwechsel und die gemeinsame Freizeitgestaltung kann für Sie als Angehöriger ein Stück weit Entlastung bringen.

Beratungsstellen in vielen größeren Städten

Gerade in der Anfangszeit brauchen Sie Unterstützung. Dabei helfen die vielen Beratungsstellen vor Ort. Eine Übersicht, nach Postleitzahlen sortiert, finden Sie beim Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Hier gibt man Ihnen nicht nur Hinweise, welche Behörden für wen und was zuständig sind, sondern auch Tipps zur Kurzzeit- oder Verhinderungspflege. Damit sichern Sie sich eine persönliche Auszeit, die Sie auch nutzen sollten, bevor die Grenze der Belastbarkeit überschritten ist.

Dagmar führt das Projekt Aktive-Rentner.de bereits seit 2009. Sie berichtet dabei täglich über Neues und Wissenswertes für Rentner und Senioren. Auch auf Twitter und Facebook

Ein Kommentar

  1. Gute Informationen, das Demenzcafe finde ich auch fuer eine gute Einrichtung.
    Gibt es aktive -rentner auch fuer Oesterreich? Das waere gut fuer meinenEltern.

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