Demenzkranke gefährden sich oft selbst, ohne es zu wissen. Wer zuhause wohnen bleibt, muss die Wohnung Stück für Stück der Krankheit anpassen.

Demenzkranker hält Schuhe in der Hand.
Demenzerkrankte benötigen eine sichere Umgebung. © LIGHTFIELD STUDIOS / stock.adobe.com

Mir stockte der Atem! Eine gute Bekannte steht vor mir und auf die rhetorische Frage wie es denn geht, folgte ein langes emotionales Gespräch. Ihr Mann, seit einigen Jahren an Demenz erkrankt, stand mitten in der Nacht völlig orientierungslos im stockdunklen Flur – direkt am Treppenabsatz. Einen Schritt weiter und er wäre die 15 Stufen steil bergab gefallen. Zum Glück wurde seine Frau wach und konnte das Schlimmste verhindern.

Es sind oft kleine, für gesunde Menschen, unscheinbare Dinge, die das Leben mit der Vergesslichkeit schwer machen. Auch wenn Experten raten, den Wohnraum für Demenzkranke so wenig wie möglich zu verändern, sind gewisse Sicherheitsmaßnahmen notwendig.

Rund 67 Prozent aller Demenzkranken leben auch weiterhin in den eigenen vier Wänden. Die Verantwortung der pflegenden Angehörigen ist groß und ohne fremde Hilfe kaum zu bewältigen. Bei aller Fürsorge darf man dem Dementen aber nicht jegliche Selbstständigkeit nehmen, muss aber dafür sorgen, dass sein Zuhause seiner Krankheit angepasst wird.

Wohnraum darf nicht zum goldenen Käfig werden

Bevor Sie sich Gedanken über die optimale Wohnungsanpassung machen, bedenken Sie, dass Demenz nicht zwingend bettlägerig bedeutet. So normal wie möglich weiterzuleben, sollte das Ziel sein. Besonders wichtig dabei ist, dass der Demente nicht „eingesperrt“ wird. Halten Sie den Kontakt zu alten Bekannten aufrecht und sorgen Sie für regelmäßige Bewegung an frischer Luft. Kurze Spaziergänge oder einfach nur das Verweilen auf der Terrasse oder dem Balkon, so wie früher, sind dafür völlig ausreichend.




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Sicherheit auf Balkon, Terrasse und im Garten

Grob gesagt, sollte alles seinen festen Platz haben. Dies gilt sowohl für den Bodenbelag, als auch für die Gartenmöbel.

  • Vor der Erkrankung waren verstellbare Klappstühle sicher praktisch, heute muss mehr auf Stabilität geachtet werden. Feste Loungemöbel aus Korb mit einer angenehmen Sitzhöhe (gesehen bei freizeit-shop24.de) erleichtern das Hinsetzen und Aufstehen und verrutschen dabei nicht sofort.
  • Ein weiterer Stolperfaktor sind Unebenheiten auf dem Fußboden. Glatte Fliesen am besten mit Holzdielen abdecken. Lesen Sie dazu auch: Spezialöl macht Holzterrassen rutschsicher.
  • Grenzt an die Terrasse ein Garten, von dem aus man direkt auf die Straße gelangt, muss der Zugang „abgeriegelt“ werden. Bei einem offenen Ausgang reicht es, diesen üppig zu bepflanzen bis keine Öffnung mehr sichtbar ist. Gartentore und –türen sollten immer abgeschlossen werden.
  • Lassen Sie die Lieblingsblumen weiterhin im Garten. Je nach Konstitution kann auch mit Demenz leichte Gartenarbeit ausgeführt werden. Entfernen Sie aber alle Pflanzen, die in irgendeiner Form giftig sind.
  • Ein zu niedriges Balkongeländer kann für den Demenzkranken zur Gefahr werden. Ist dies der Fall, muss die Brüstung erhöht werden.

Treppenabsicherung und Weglaufen im Flurbereich verhindern

Der Flurbereich ist meistens recht dunkel. Damit sich der Demente gut orientieren kann, müssen ausreichend Lichtquellen vorhanden sein. Am besten eignen sich Bewegungsmelder, das Suchen nach dem Lichtschalter entfällt. Ein Hauptproblem von Demenzkranken ist der Drang „wegzulaufen“. Schuhe und Jacke laden quasi dazu ein und sollten deshalb nicht mehr offen an der Flurgarderobe hängen.

Ganz wichtig ist das optische Verstecken der Einganstür. Die einfachste Lösung ist ein Vorhang. Weiterhin bewährt haben sich Stopsignale. Das kann zum Beispiel ein kleines Schränkchen vor der Tür sein oder ein farbiger Klebestreifen quer über das Türblatt geklebt.

Treppengitter an Treppe installiert.
Ein Treppengitter bietet enorme Sicherheit für Dmenzkranke. © Waldemar Milz / stock.adobe.com

Um, wie im Fall meiner Bekannten, einen Treppensturz zu verhindern, bringen Sie ein Treppengitter an. Bei langen Fluren am besten beidseitig Handläufe befestigen.

Orientierungssymbole bei Demenz

Mit Symbolaufklebern die Orientierung erleichtern
Wichtig in der gesamten Wohnung ist, dass Sie Transparenz schaffen. Symbolische Aufkleber erleichtern dem Demenzkranken, Räume und Gegenstände zu finden. Sie können an Türen und Schränken angebracht und individuell an die Erinnerung des Kranken angepasst werden.

Das Wohnzimmer der Demenz anpassen

Das Wohnzimmer wird weiterhin der Hauptaufenthaltsort bleiben. Zu viele Möbelstücke überfordern! Lassen Sie Vertrautes im Raum und entfernen Sie ungenutzte Kleinigkeiten. Beseitigen Sie Stolperfallen, wie Läufer und Kabel.



  • Mit Fortschreiten der Demenz können sich Depressionen und Angstzustände einstellen. Dunkle Räume, so wie laute elektrische Geräte (Fernseher, Radio) stellen dann für den Kranken eine Gefahr dar.
  • Helle Tapeten und ein möglichst einfarbiger Bodenbelag dämmen die Bedrängnis. Ob der Fernseher im Raum verbleibt, muss individuell entschieden werden. Für manchen war er täglicher Begleiter und deshalb ein Teil der Erinnerung. Auch wenn Sie ein modernes Flachbildschirmgerät schöner finden, der Demente ist an sein Röhrengerät gewöhnt und das sollte auch bleiben.
  • Für Notfälle ist es aber ratsam, das Telefon in ein Gerät für Senioren auszutauschen. Besonders empfehlenswert: Modelle mit großen Tasten.

Schaffen Sie einen Ruhepol

Der Lieblingssessel bleibt selbstverständlich im Wohnzimmer. Seinen besten Platz hat er direkt am Fenster. So fühlt sich der Demenzkranke nicht wie abgeschoben, wenn Angehörige mit anderen Dingen im Haushalt beschäftigt sind. Der Blick auf die Straße lenkt ab und gibt das Gefühl, mittendrin zu sein. Um die Sitzhöhe zu erhöhen und das Aufstehen zu erleichtern genügt ein gepolstertes Stuhlkissen. Um ein Wegrutschen zu verhindern, darf dies nicht viel kleiner wie die eigentliche Sitzfläche sein.

Schlafzimmer – denken Sie praktisch!

Wie im Fall meiner Bekannten ist es auch bei vielen anderen Paaren so, dass sie getrennt schlafen. Ist die demente Person nachts allein im Schlafzimmer, ist es besonders wichtig, dass ausreichend Licht vorhanden ist. Ein kleines Nachtlicht mit großem und leicht erreichbarem Schalter sollte daher direkt am Bett stehen. Für Notfälle kann ein Toilettenstuhl im Zimmer aufgestellt werden. Schafft der Demenzkranke den Weg ins Bad allein, helfen Bewegunsgmelder die Orientierung zu behalten.

Extratipp
Eine simple aber sehr effektive Idee der Sicherheit ist ein störungsfreies Babyphone. Damit nehmen Sie jedes Geräusch im Nachbarzimmer wahr und können im Notfall sofort reagieren.

Sicherheit rund ums Bett

Je mehr die Person allein bewältigen kann, desto besser – das fördert die Selbstständigkeit. Ein Bett, das optimal für den Krankenzustand ausgestattet ist, erhöht außerdem die Sicherheit.
Was Sie tun können:

  • Bettgalgen zum Selbsthochziehen anbringen
  • Betthöhe optimal einstellen zum selbstständigen Aufstehen
  • ausreichend Platz direkt am Bett schaffen
  • eine rutschfeste Matratze vor’s Bett legen

Bringen Sie Struktur in den Kleiderschrank

Manche an Demenz erkrankte Menschen sind teilweise noch in der Lage, sich allein an- und auszuziehen. Damit das gewünschte Kleidungsstück auch gefunden wird, sollten die Fächer im Schrank groß und nur halbvoll gefüllt sein. In jeden dieser Bereiche gehört nur eine Kleidersorte (Pullover, Socken, Hosen). Je leichter alles auf den ersten Blick zu sehen ist, desto besser. Wenn es passt, nehmen Sie die Schranktüren raus.

Sortierter Kleiderschrank für Demenzkranke.
Ein übersichtlich sortierter Kleiderschrank erleichtert den Alltag. © schulzfoto / stock.adobe.com

Leicht Zurechtfinden in der Küche

Im Anfangsstadium der Demenz können kleine Hausarbeiten noch selbst erledigt werden. Auch lieb gewonnene Rituale, wie der erste Kaffee nach dem Aufstehen, müssen nicht plötzlich vorbei sein. Ohne entsprechende Sicherheitsvorkehrungen und einige Umstrukturierungen funktioniert die Umsetzung aber nicht.

  • Wasserkocher, Kaffeemaschine und vor allem der Herd sollten eine automatische Abschaltautomatik haben.
  • Geschirr wird auf das Nötigste reduziert.
  • Offene Schränke und Regale anbringen.
  • Oberschränke in greifbarer Höhe befestigen.
  • Reinigungsmittel gut verschließen oder außerhalb der Küche aufbewahren.
  • Eine kleine Sitzecke mit Erinnerungsstücken schaffen.

Bad – Unfallquelle Nr. 1

Der Zustand eines Demenzkranken kann von Tag zu Tag verschieden sein. Manchmal findet er sich in der Wohnung sehr gut zurecht, an anderen Tagen wiederum werden die einfachsten Dinge vergessen. Besonders im Bad kommt es daher zu den meisten Unfällen.

Zahnbürste, Kamm und Creme

Je minimalistischer die persönlichen Hygieneartikel im Bad sind, desto besser. Ein Demenzkranker braucht keine fünf Cremedosen oder drei Sorten Haarshampoo. Zahnputzzeug, ein Kamm und eine Tagescreme sollten deshalb in Augenhöhe abgelegt sein. Alle anderen Hygieneartikel, wie beispielsweise die Nagelzange, werden von den Angehörigen verwahrt.

Ungewollt eingeschlossen

Gefährlich wird es, wenn sich der Demente im Bad einschließt und die Tür nicht wieder von allein öffnen kann. Eine einfache Lösung ist das Austauschen des Schlosses. Ein Beschlag mit Drehknopf, kann von außen ganz leicht mit einem Geldstück geöffnet werden.

Gegen Überschwemmung & Verbrühungen

Auch das passiert! Der Wasserhahn wird aufgedreht und vergessen. Eine Überschwemmung im Bad kann eine teure Angelegenheit werden, insbesondere in einem Mietshaus. Wechseln Sie zu Altbekanntem zurück. Armaturen mit vielleicht altmodischem Kreuzgriff sind in diesem Fall besser zu bedienen als moderne Einhebelmischer. Zusätzliche farbliche Markierungen in rot und blau schützen vor Verbrühungen. Und: Kontrollieren Sie immer die Überläufe an Badewanne und Waschbecken, damit das Wasser im Notfall ablaufen kann.

Eine ebenerdige Dusche, entsprechende Haltegriffe und rutschfester Fußbodenbelag mindern die Unfallgefahr und sollten bei zunehmendem Mobilitätsverlust umgesetzt bzw. angebracht werden.

Dagmar führt das Projekt Aktive-Rentner.de bereits seit 2009. Sie berichtet dabei täglich über Neues und Wissenswertes für Rentner und Senioren. Auch auf Twitter und Facebook

3 Kommentare

  1. Hallo,

    was für ein Treppengitter könnnen Sie empfehlen?

    Vielen Dank für eine Rückmeldung.

    Viele Grüße

  2. Dagmar von Aktive-Rentner.de on

    Hallo Gisela, kommt auf die Treppe an und welche Montage-Optionen es dort gibt. Erfahrungsgemäß sind mit dem Treppenlauf verschraubte oder durch Bohrung an die Wand angebrachte Treppengitter aber eher zu empfehlen, als die einfachen Klemmgitter. Den letztgenannte sind aufgrund mangelnder Stabilität gerade für erwachsene Personen leicht zu durchbrechen.

  3. Hallo, haben Sie einen Tipp, wo man gute Beschilderungen / Aufkleber für die verschiedenen Räume usw finden kann? Vielen Dank!

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