Rentner sein heißt nicht, dass man grau in grau leben muss. Der New Yorker Blogger Ari Seth Cohen hat seinen Blog Advanced Style daher betagten Modefans gewidmet.
Geht man durch eine beliebige Einkaufsstraße irgendeiner kleinen oder mittelgroßen Stadt in Deutschland, fällt einem an den Menschen meist gleich eines auf: sie sehen alle, zumindest, was den Kleidungsstil angeht, sehr ähnlich aus. Am deutlichsten sieht man das leider an den Rentnern. In Mausgrau und grau gelocktem Haupthaar bewegen sie sich vornehmlich am Morgen und rund um die Mittagszeit mit ihren Gehhilfen durch die Fußgängerzonen der Republik. Dabei ist der bordeauxrote Rollator meist das farbenfrohe an ihrer Erscheinung.
In den 50er und 60er Jahren des vergangenen Jahrhunderts liefen die Rentner von heute noch mit bunten Kleidern, Petticoats und feschen Anzügen durchs Leben, mit der Zeit scheinen viele von ihnen jedoch irgendwie die Lust an Farbe und besonders an Mode verloren zu haben. Irgendwann in ihrem Erwachsenenleben haben sie beschlossen, dass es wichtigeres gibt als den dernier crie (allerletzten Neuheiten) der Modewelt. Das ist ein bisschen schade, denn Mode macht den grauen Alltag immer irgendwie bunter und erfrischender, völlig egal in welchem Lebensabschnitt man sich befindet.
Advanced Style – Modische Inspiration im Alter aus New York
Aber es geht auch anders. Der New Yorker Blogger Ari Seth Cohen hat seinen Blog Advanced Style betagten Modefans gewidmet, die ihren elaborierten Style täglich auf der Straße zur Schau tragen. So wie andere Leute Briefmarken, sammelt er interessant und ungewöhnlich gekleidete Senioren auf seinen Spaziergängen durch den Central Park, auf der Upper East Side in Manhattan, beim Überqueren von Ampeln irgendwo in Brooklyn – ganz New York ist sein Jagdrevier.
Die Menschen, denen er auf seinen Streifzügen begegnet, fallen ihm im ersten Moment immer aufgrund ihrer Kleidung und origineller Accessoires auf. Farbenfrohe Anzüge, Leggings und Hüte, überproportional große Ketten oder trendige Schuhe fallen Cohen sofort ins Auge.
Accessoires wie elegante Armbanduhren, wie es sie zum Beispiel hier gibt, oder ausgefallene Retro-Sonnenbrillen im Stil der 50er Jahre, die auch im Alter nicht lächerlich wirken. Dies sind ein paar kleine Details, die die feschen Ensembles modischer Senioren abrunden. Es muss nicht gleich eine poppige Uhr aus Kunststoff sein, elegante, zeitlose Modelle mit simplen Lederarmbändern und schnörkellosen Zifferblätter verleihen ebenfalls ein zeitgenössisch-elegantes Auftreten.
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Selbstsicherheit und Charme statt faltenfreier Gesichter
Sein Modeblog ist nicht nur ein Bekenntnis zur Modeaffinität im Alter, sondern auch ein Statement gegen den allgegenwärtigen Jugendwahn in der Gesellschaft. Statt straff, jung und faltenfrei lautet sein Credo eher stilvoll und mit Charme altern.
Inzwischen hat es seine Photosammlung an eleganten und gut gekleideten Senioren in einen eigenen Bildband geschafft. Wichtig ist ihm immer, dass seine Modelle vor der Kamera dabei nie verkleidet sind. Die Damen und Herren auf seinen Bildern tragen eine ganz natürliche Attitüde und Selbstsicherheit zur Schau, die auch Rentnern in Herne oder Pinneberg steht. Denn nicht nur Rentner und Senioren in New York sind stylisch.
Auf seinen Reisen rund um den Globus trifft Ari Seth Cohen immer wieder gut gekleidete Menschen jenseits der Zielgruppe großer Designer, die mit Würde und Esprit farbenfroh durchs Leben gehen, egal ob in London, Istanbul oder Berlin. Jeder darf gut aussehen und sich mit modischen Accessoires vom Alltag abheben. Das öde Einheitsgrau in den Fußgängerzonen wartet schließlich nur darauf, aufgebrochen zu werden, erst recht im Herbst.