Haben Sie die Liebe zum Bootfahren für sich entdeckt? Dann sollten Sie einen Bootsführerschein machen. Welcher für Sie der richtige ist, erkläre ich hier.

Viele Menschen entdecken gerade im Ruhestand die Liebe zum Wasser neu. Endlich Zeit für ausgedehnte Fahrten auf Seen, Flüssen oder entlang der Küste – und das in Ruhe, ohne Termindruck, vielleicht auch mit guten Freunden oder der Familie an Bord. Wer am Steuer eines Bootes steht, genießt nicht nur die frische Brise und den Blick aufs glitzernde Wasser, sondern auch das befreiende Gefühl, selbst den Kurs zu bestimmen. Denn attraktiv ist unter Senioren nicht mehr nur das Abenteuer Wohnmobil und Glamping, sondern auch die unbegrenzte See.
Doch bevor Sie in See stechen, sollten Sie wissen, dass für manche Boote in Deutschland eine Bootsfahrerlaubnis notwendig ist. Diese Vorschriften sind in klaren Regelwerken festgehalten, können für Einsteiger aber zunächst etwas unübersichtlich wirken. Um einen guten Überblick zu erhalten, stelle ich Ihnen nachfolgend sämtliche Bootsführerschein-Arten sowie Funkzeugnisse und auch Fachkunde- bzw. Sachkundenachweise vor. So finden Sie schnell heraus, welcher Bootsführerschein für Sie der richtige ist.
Inhaltsverzeichnis
Wann benötigt man eine Bootsfahrerlaubnis und wann nicht?
Ob Sie eine Bootsfahrerlaubnis brauchen, hängt von mehreren Faktoren ab: der Motorleistung, der Länge des Bootes, der Gewässerart (Binnengewässer oder See) und in manchen Fällen auch von der Segelfläche. Man unterscheidet in der Regel folgendermaßen:
➩ Binnengewässer (Seen, Flüsse, Kanäle):
In Deutschland gilt: Ab einer Motorleistung von mehr als 15 PS (11,03 kW) brauchen Sie den Sportbootführerschein Binnen (SBF-Binnen). Auf dem Rhein gilt sogar schon ab 5 PS Führerscheinpflicht.
➩ Küstengewässer:
Für das Fahren auf den Seeschifffahrtsstraßen und der Nord- bzw. Ostsee brauchen Sie den Sportbootführerschein See (SBF-See), sobald das Boot mehr als 15 PS hat. Die Länge des Bootes spielt hier keine Rolle.
➩ Segelboote:
Reine Segelboote benötigen auf den meisten Binnengewässern keine Fahrerlaubnis, solange sie keinen Motor über 15 PS haben. In einigen Revieren ist jedoch ein Segelschein vorgeschrieben.
Ein Führerschein ist sinnvoll, wenn Sie öfter mit einem (Segel-)Boot unterwegs sein möchten, das einen Motor mit mehr als 15 PS hat. Auch wenn Sie auf Nord- oder Ostsee fahren oder im Urlaub im Ausland Boote mieten möchten, bringt Ihnen ein Führerschein viele Vorteile. Wenn Sie hingegen nur ab und zu mitfahren oder nur kleine Boote ohne Führerscheinpflicht nutzen möchten, brauchen Sie keine Bootsfahrerlaubnis. Dazu gehören kleine Motorboote mit wenig PS, Ruderboote, Tretboote oder Segelboote ohne großen Motor.
Im Ausland sieht es laut ADAC anders aus. Im Urlaubsland gilt oft nicht die deutsche 15-PS-Regelung. Also am besten immer nachfragen.
Wichtig:
Wenn Sie Probleme mit dem Sehen, Hören oder auch mit dem Gleichgewicht haben, sollten Sie sich ernsthaft überlegen, ob das Führen eines Bootes sicher für Sie ist.
Suchen Sie sich zudem eine kompetente und vor allem anerkannte Bootsfahrschule aus. Empfehlen kann ich Ihnen zum Beispiel die größte Motorbootschule in MV (Bootsfahrschule Müritz e.K.), denn hierbei handelt es sich um eine anerkannte Ausbildungsstätte des Deutschen Motoryachtverbandes. Außerdem ist es eine VDS geprüfte Wassersportschule. Hier können Sie Ihren Bootsführerschein in drei, fünf oder sieben Tagen erlangen.
Bootsführerscheine im Detail

SBF-Binnen unter Motor – Der typische Basis-Bootsführerschein
Der Sportbootführerschein Binnen ist für motorisierte Sportboote (bis 20 Meter Länge) auf Flüssen, Kanälen und Seen erforderlich, wenn die Motorleistung über 15 PS liegt. Neben einer ausführlichen theoretischen Prüfung, die Themen wie Schifffahrtsrecht, Vorfahrtsregeln, Sicherheit auf dem Wasser, Wetterkunde und Umweltschutz behandelt, müssen Sie auch eine praktische Fahrprüfung ablegen. Dabei üben Sie unter anderem das sichere An- und Ablegen, das Wenden auf engem Raum und das sichere Verhalten in Notsituationen.
SBF-See
Der Sportbootführerschein See ist Pflicht für Motorboote auf Küstengewässern und hoher See, wenn die Motorleistung über 15 PS liegt. Die Ausbildung geht über die Inhalte des SBF-Binnen hinaus und vermittelt Ihnen Navigation mit klassischen Seekarten, den Umgang mit Gezeiten, das Erkennen und Deuten von Seezeichen und das Verhalten bei schlechter Sicht. Sie lernen, einen sicheren Kurs zu planen und zu halten, und erhalten Tipps für das Verhalten bei Notfällen auf offener See. Der SBF-See ist zudem die Basis, um später weiterführende Scheine wie den SKS zu machen.
SBF-Binnen unter Segel & SBF-Binnen unter Segel & Motor
Wer mit einem Segelboot auf Binnengewässern unterwegs ist und eine offizielle Qualifikation möchte, kann den SBF-Binnen unter Segel erwerben. Sie erlernen Segeltechniken, das richtige Trimmen der Segel, Wenden, Halsen und das Manövrieren bei unterschiedlichen Windstärken. Die Kombiversion erlaubt zusätzlich die Nutzung eines Motors, sodass Sie auch bei Flaute oder im Hafenbereich flexibel sind. Für viele Segelclubs ist dieser Schein eine Voraussetzung, um Vereinsboote nutzen zu können.
VDS-Segelgrundschein
Dieser Schein wird vom Verband Deutscher Sportbootschulen (VDS) vergeben und richtet sich vor allem an Einsteiger. Er ist kein amtlicher Führerschein, aber ein hervorragender Einstieg ins Segeln. In entspannter Lernatmosphäre erwerben Sie Grundwissen über Segelstellungen, Wind- und Wetterkunde, Knotentechnik und Sicherheitsmaßnahmen. Der VDS-Segelgrundschein eignet sich daher hervorragend, um erste Erfahrungen zu sammeln und danach zu entscheiden, ob Sie eine amtliche Prüfung ablegen möchten.
SKS (Sportküstenschifferschein)
Der SKS ist für erfahrenere Freizeitkapitäne gedacht und befähigt zum Führen von Yachten auf See bis zu 12 Seemeilen vor der Küste. Neben umfassender Navigation, Seemannschaft, Wetterkunde und Sicherheit werden auch komplexere Manöver trainiert, wie das Anlegen unter Segeln oder das Bergen einer Person über Bord. Wer längere Törns plant oder sich in anspruchsvolleren Revieren bewegen möchte, ist mit dem SKS bestens gerüstet.
Funkzeugnisse für die Kommunikation auf dem Wasser

UBI (UKW-Sprechfunkzeugnis für Binnenschifffahrtsfunk)
Das UKW-Sprechfunkzeugnis ist erforderlich für Funkgeräte auf Binnengewässern, um mit Schleusen, Hafenmeistern und anderen Schiffen zu kommunizieren. In der Ausbildung lernen Sie die Funkkanäle und -protokolle, den klaren und knappen Funkstil sowie das richtige Vorgehen bei Notrufen. Gerade auf stark befahrenen Wasserstraßen sorgt das UBI dafür, dass Sie sicher und koordiniert unterwegs sind.
SRC (Beschränkt gültiges Funkbetriebszeugnis)
Das SRC gilt für UKW-Funk auf See. Es ist Pflicht, wenn Ihr Boot mit einer entsprechenden Funkanlage ausgerüstet ist. Neben der Bedienung des Funkgeräts werden auch Not-, Dringlichkeits- und Sicherheitsmeldungen trainiert, damit Sie im Ernstfall kompetent reagieren können.
LRC (Allgemeines Funkbetriebszeugnis)
Mit dem LRC dürfen Sie auch im Grenz- und Weltfunk (Kurzwelle) kommunizieren. Das ist ein Muss für Langstrecken oder Weltumsegelungen. Die Ausbildung ist umfangreich und schließt auch den Umgang mit Satellitenkommunikation ein. So sind Sie auch fernab der Küste jederzeit in der Lage, Hilfe zu rufen oder Wetterinformationen einzuholen.
Fachkunde- und Sachkundenachweise für Seenotsignale

FKN (Fachkundenachweis für Seenotsignalmittel)
Erlaubt den Besitz und die Nutzung von pyrotechnischen Notsignalen wie Leuchtraketen, Rauchsignalen oder Signalpistolen. In der Schulung erfahren Sie, welche Vorschriften gelten, wie die Signale korrekt gelagert werden und wie Sie sie im Notfall sicher einsetzen.
SKN (Sachkundenachweis für Seenotsignalmittel)
Hierbei handelt es sich um einen erweiterten Nachweis für berufliche oder spezielle Einsätze mit Seenotsignalen. Hier vertiefen Sie Ihr Wissen über gesetzliche Anforderungen und lernen zusätzliche Signalarten, sowie deren Einsatz in komplexeren Rettungsszenarien kennen.
Kosten für einen Bootsführerschein
Die Preise für Bootsführerscheine können je nach Region, Schule und Kursform (Wochenendkurs, Intensivkurs oder Einzelunterricht) variieren. Auch zusätzliche Ausgaben für Prüfungsgebühren und Lernmaterialien sollten Sie einplanen. Hier eine grobe Orientierung:
| Bootsführerschein-Art | Kosten |
| SBF-Binnen unter Motor oder Segel | circa 250 – 450 € |
| SBF-See | circa 300 – 500 € |
| Kombikurs SBF-Binnen & SBF-See (meist in Kombination günstiger) | circa 500 – 700 € |
| VDS-Segelgrundschein | circa 200 – 350 € |
| SKS (Sportküstenschifferschein) | circa 600 – 1.000 € |
| Funkzeugnisse (UBI, SRC, LRC) | circa 120 – 350 € |
| Fachkunde- und Sachkundenachweise | circa 60 – 150 € |
Sicherlich, wenn man sich die Kosten so anschaut, ist Bootfahren ein teures Hobby für Rentner, aber dafür bringt es auch unheimlich viel Freude.
Fazit
Bootfahren ist für Senioren eine wunderbare Möglichkeit, um Natur und Freiheit zu genießen. Die verschiedenen Führerscheine und Nachweise sorgen dafür, dass Sie sicher unterwegs sind und alle gesetzlichen Anforderungen erfüllen. Haben Sie sich einmal in die Materie eingearbeitet, werden Sie schnell merken, dass die Lerninhalte spannend und praxisnah sind und Lust darauf machen, sofort abzulegen. Und ganz ehrlich: Es ist nie zu spät, den Kapitänshut aufzusetzen!





