Ab und zu kann es vorkommen, dass Menschen im Alter bösartig und manchmal sogar richtig aggressiv werden. Dann gilt es, die Ursachen dafür herauszufinden.

Aggressivität im Alter
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Wenn plötzlich nur noch geschimpft wird, weil das Essen zum Beispiel nicht mehr schmeckt, der Straßenverkehr viel zu laut ist oder aber uralte Streitigkeiten wieder auf den Tisch kommen und für schlechte Stimmung sorgen, dann sollten Angehörige unbedingt aufmerksam werden. Denn nicht selten kommt es vor, dass sich Menschen im hohen Alter plötzlich bösartig verhalten, schnell misstrauisch werden oder sogar zu Handgreiflichkeiten neigen. Dann sollten Sie als Familienmitglied schnellstmöglich die Ursache dafür herausfinden. Hierbei ist jedoch Fingerspitzengefühl gefragt.

Ursachen für ein bösartiges Verhalten im Alter

Tritt plötzlich ein bösartiges Verhalten auf oder nimmt es mit der Zeit immer mehr zu, dann kann das mehrere Ursachen haben. Sowohl körperliche wie auch psychische oder soziale Gründe. Die häufigsten Ursachen sind in der Regel diese:

❍ Schmerzen:

Ältere Menschen haben nun einmal häufiger Schmerzen als jüngere. Das ist einfach so. Das Problem: oft sind die Schmerzen nicht zu lokalisieren, da sie eher diffus sind. Wer sich nun mitteilt, aber nicht sagen kann, wo genau es schmerzt, wird von den Angehörigen oft nicht ernst genommen. Oder aber der Betroffene möchte nicht immer über seine Schmerzen reden. Das kann natürlich für schlechte Stimmung sorgen. Denn vor allem chronische Schmerzen können den Betroffenen zermürben.

❍ Nichtakzeptanz:

Aber auch die Nichtakzeptanz des Schwindens der eigenen Kräfte macht vielen älteren Menschen zu schaffen. Denn wer gibt schon gerne zu, dass er nicht mehr so kann wie früher. Wer dann Hilfe in Anspruch nehmen muss, der fühlt sich schnell als Last sowie unnütz und überflüssig. Versetzen Sie sich nur mal in diese Lage. Sie würden dann sicherlich auch anfangen, böse zu werden – vor allem auf sich selbst. Denn wer wird schon gerne tagtäglich mit den eigenen Defiziten konfrontiert?

❍ Angst & Sorgen:

Angst ist ein sehr großes Thema, wenn es um Aggressivität im Alter geht. Dabei ist es ganz egal, was diese Angst auslöst. Ob es nun finanzielle Sorgen sind, die Angst davor jemanden zur Last zu fallen, die Angst davor schwer krank zu werden oder etwa die Angst vorm Sterben: Wer selbst schon einmal in einer längeren beängstigenden Situation steckte, der kann sich gut vorstellen, was das mit einem macht. Wer sich dann nicht jemanden anvertraut und über seine Sorgen und Ängste spricht, der landet in einer Spirale aus Hilflosigkeit, Wut und Traurigkeit.

❍ schlechte Bilanz des Lebens:

Vor allem im Alter blicken die Menschen zurück und ziehen eine Bilanz über ihr Leben. Was habe ich alles erlebt? Habe ich alles richtig gemacht? Hätte ich vielleicht doch etwas ganz anders machen sollen? Hatte ich ein schönes Leben bis jetzt? Fallen die Antworten auf diese Fragen negativ aus, ist es klar, dass Senioren traurig, wütend oder sogar aggressiv werden. Schließlich lässt sich die Zeit nicht mehr zurückdrehen. Intensive Gefühle der Sinnlosigkeit und Reue sind nicht selten die Folge.

❍ Langeweile:

Stellen Sie sich nur mal vor, Sie wären den ganzen Tag alleine zu Hause. Und das wirklich jeden Tag. Die Vorstellung alleine zu sein ist doch schon nicht schön, oder? Genau so ergeht es aber sehr vielen älteren Menschen. Denn, wenn der Lebenspartner vor einem geht, bleiben viele für den Rest ihres Lebens alleine. Wer dann nicht selbst soziale Kontakte sucht oder regelmäßig Besuch bekommt, der vereinsamt.

Außerdem macht sich schnell Langeweile breit, wenn sich der Betroffene keine Aufgaben sucht. Auch das kann natürlich die Ursache für das aggressive Verhalten eines älteren Menschen sein.

❍ Anzeichen für Demenz:

Das Risiko, an einer Demenz zu erkranken, erhöht sich mit zunehmendem Alter. Laut Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend sind derzeit rund 1,7 Millionen Männer und Frauen in Deutschland betroffen. Die meisten davon sind älter als 65 Jahre. Wenn Senioren also langsam immer vergesslicher werden, im Alltag viele Fehler machen oder sich in ungewohnter Umgebung schlechter zurechtfinden als früher, dann kann das ein Anzeichen für Alzheimer oder eine andere Form der Demenz sein. Der Betroffene selbst reagiert dabei zu Beginn der Krankheit oft sehr aggressiv. Denn er ärgert sich darüber, dass er immer vergesslicher wird.

Was können Angehörige tun?

Hilfe bei Aggressivität im Alter
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Wer bemerkt, dass ältere Angehörige immer aggressiver, unruhiger oder misstrauischer werden, der sollte unbedingt mit Feingefühl an die Sache herangehen. Vor allem Verständnis ist jetzt gefragt. Sätze wie „Das wird schon wieder!“ oder „Sieh doch mal das Gute.“ sind hier vollkommen fehl am Platz. Denn Betroffene fühlen sich dann absolut nicht ernst genommen.



Um herauszufinden, wo das Problem liegt, suchen Sie zunächst einmal das Gespräch. Fragen Sie, was ihn bedrückt und ob bzw. wie Sie helfen können. Fehlen die sozialen Kontakte? Hat der Betroffene Angst oder Schmerzen? Oder fühlt er sich einfach unwohl in seinen eigenen vier Wänden?

Seien Sie einfühlsam und nehmen Sie die Sorgen und Ängste ernst. Wenn Sie das Problem erörtert haben, dann schauen Sie anschließend, wie Sie helfen können. Bei folgenden Problemen gibt es Beispiel diese Lösungen:

➔ Langeweile:

Geben Sie dem Betroffenen Aufgaben, die ihm Spaß machen (z.B. einen Pullover für den Enkel stricken oder ein Puppenhaus für die Enkelin bauen). Der Betroffene kann sich natürlich aber auch mit einem Nebenjob die Langeweile vertreiben. Wie wäre es beispielsweise mit einem Job als „Leihoma“ oder „Leihopa“?

➔ ungelöste Konflikte mit den Eltern:

Ziehen Sie bei ungelösten Konflikten mit Ihren Eltern therapeutische Hilfe in Betracht.

➔ Überforderung im Alltag:

Überlegen Sie, wie Sie helfen können. Sei es nun, indem Sie den Einkauf übernehmen oder die Wohnung des Betroffenen regelmäßig putzen.

➔ belastende Wohnungssituation:

Fühlt sich der Betroffene in seiner Wohnung nicht mehr wohl bzw. ist sie nicht seniorengerecht, dann sollten Sie einen Umzug in Erwägung ziehen. Auf www.immobilienscout24.de können Sie zum Beispiel direkt nach Senioreneinrichtungen und -immobilien schauen.

➔ Anzeichen für Demenz:

Zu Beginn einer Demenz schimpfen Betroffene viel und es kommt oft zu Schuldzuweisungen. Bemerken Sie, dass das immer schlimmer wird, dann gehen Sie mit dem Betroffenen zum Arzt. Sträubt er sich davor, dann tricksen Sie ihn einfach aus, indem Sie sagen, dass mal wieder ein jährlicher Check-Up beim Arzt ansteht. Sprechen Sie aber unbedingt vorher mit der Arztpraxis über Ihren Verdacht, damit diese sich darauf einstellen können.

➔ fehlende soziale Kontakte:

Schauen Sie, ob es in der Nähe Seniorentreffs oder andere Veranstaltungen für Senioren gibt. Der ASB ist beispielsweise mit zahlreichen Seniorentreffs im Bundesgebiet vertreten. Unter www.asb.de können Sie nach einem Seniorentreff in der Nähe des Betroffenen suchen.

Es gibt aber auch eine Hotline für einsame und ältere Menschen. Leider zwar vorerst nur für den Raum Berlin, sie soll zukünftig aber auch bundesweit rund um die Uhr erreichbar sein. Diese Hotline dient zum Zuhören, Austauschen und zur Vermittlung von professioneller Hilfe, wenn nötig. Die Nummer ist kostenfrei und das Gespräch vertraulich. Manchmal ist es eben schön, wenn einfach nur mal jemand zuhört.

Lassen Sie Ihre eigenen Gefühle nicht außer Acht

Wenn ältere Familienmitglieder plötzlich immer launischer werden, es häufig zum Streit kommt oder sogar zu Handgreiflichkeiten, dann überlegen Sie gut, ob Sie damit umgehen können. Nur, weil es sich um einen Familienangehörigen handelt, heißt das noch lange nicht, dass Sie sich selbst hinten anstellen müssen. Sicherlich möchte man immer so gut es geht helfen, doch man selbst muss sich dabei auch gut fühlen. Wenn Sie also mit dem Betroffenen und seinen Aggressionen absolut nicht mehr klarkommen, dann sollten Sie die Betreuung auf mehrere Menschen verteilen oder über professionelle Hilfe in Form von einer 24-Stunden-Pflege in Betracht ziehen.

Sicherlich ist es nicht einfach einen geliebten Menschen einem Fremden anzuvertrauen, Sie müssen aber auch immer die viele Vorteile im Auge behalten. Die Rund-um-die-Uhr-Betreuung geschieht schließlich in den eigenen vier Wänden des Betroffenen. Außerdem werden Sie als Angehörige/r sehr entlastet, denn die 24-Stunden-Pflege bietet Unterstützung im hauswirtschaftlichen und pflegerischen Bereich sowie die persönliche Betreuung. Informieren Sie sich einfach. Für die Großstadt München bietet z.B. silbertreu.de eine 24h Pflege an. Das Gute: Sowohl die Beratung als auch die Bedarfsanalyse und die Suche nach einer 24-Stunden-Pflegekraft sind kostenlos und unverbindlich.

Natürlich gibt es aber auch noch andere Optionen, wie zum Beispiel das betreute Wohnen. Senioren ziehen dabei in eine barrierefreie Wohnung in einer Wohnanlage um, in der sie ihren eigenen Haushalt führen, aber jederzeit Hilfe und Unterstützung in Anspruch nehmen können. Der große Vorteil ist aber der, dass die Senioren nicht alleine sind. Sie können sich jederzeit zusammensetzen, reden oder gemeinsam Hobbys nachgehen. Es kann sich also lohnen, mit dem Betroffenen über dieses Konzept zu sprechen und zu schauen, ob das nicht vielleicht eine Lösung wäre.

dagmar

Dagmar führt das Projekt Aktive-Rentner.de bereits seit 2009. Sie berichtet dabei täglich über Neues und Wissenswertes für Rentner und Senioren. Auch auf Twitter und Facebook

3 Kommentare

  1. Cornelia Klüppel on

    Meine Mutter, 86, wird von meinem Vater, 90, eigentlich schon seit ich denken kann, terrorisiert. Gut gemeinte Ratschläge von uns Kindern und Verwandten hinsichtlich Trennung hat sie immer abgetan. In meinen Augen ist er nicht nur ein Egoist, sondern ein Narzisst.
    Sie leben im eigenen Haus, mein Vater hat Pflegegrad 3 und meine Mutter – inzwischen selbst Pflegegrad 1 – betreut ihn ihm Rahmen ihrer Möglichkeiten. Sie wird dabei hin und her gehetzt. Nichts macht sie richtig und sie darf auch nur so lange wegbleiben, wie er es möchte. Normalerweise ruft er bereits nach einer Stunde an. Wenn sie dann nicht umgehend nach Hause kommt, wird er noch ausfallender als sonst.
    Inzwischen ist meine Mutter durch einen Treppensturz stark angeschlagen und aktuell im Krankenhaus. Normalerweise ist sie geistig und auch körperlich weitestgehend fit. Aber aktuell hat sie, für uns Kinder sieht es so aus, sobald mein Vater sie telefonisch kontaktiert, heftige Rückfälle (Wortfindungsstörungen, der Arzt vermutet Hirnkrämpfe). Wir machen uns große Sorgen.
    Durch den aktuellen Aufenthalt im Krankenhaus ,versuchen wir die Pflegerolle meiner Mutter zu übernehmen und wussten schon innerhalb weniger Tage, dass wir dies psychisch nicht mehr lange durchhalten.
    Da mein Vater niemals freiwillig das Haus verlassen würde, sprich in ein Pflegeheim oder wenigstens in ein betreutes Wohnen ziehen würde, wird meiner Mutter nicht anders übrig bleiben, als wieder zurück zu ihm ins Haus zu gehen.
    Trennen will sie sich nicht. Sie würde sogar auf engstem Raum mit ihm in ein betreutes Wohnen ziehen wollen. Wir wissen nicht, was sie antreibt.
    Das Fazit von uns Kinder ist, mein Vater sollte in ein Pflegeheim und meine Mutter allein in ein betreutes Wohnen. Aber wie stellen wir das an. Mein Vater wurde weder Demenz noch Alzheimer bescheinigt, kann also nicht entmündigt werden. Können wir unseren Vater anzeigen. Gegen den Willen unserer Mutter?
    Wir benötigen dringend Hilfe!

  2. Maria Felsenfuss on

    In einem ähnlichen Fall fand ich heraus, dass der Narzist unbelehrbar bleibt und Empathie fähig ist. Seine Partnerin wird im Laufe Ihres gemeinsamen Lebens ko-abhängig zur Masochistin. Sie bleiben untrennbar. Ein wenig helfen wird nur eine gemeinsame Unterbringung im Betreuten Wohnen, wegen der Entlastung. Doch wenn er nicht zustimmt, dann endet es mit ihrem körperlichen Zusammenbruch.

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