Im Alter das Leben genießen – für manche ist es die pure Erholung, für andere eine Herausforderung. Wie ein Banker und ein Publizist darüber denken, lesen Sie hier.
Psychologische Studien belegen, laut einer Recherche der ZEIT, dass der Mensch erst im Alter ab 50 Jahren wirklich gelassen sei und seinen Glückshöhepunkt erst dann erreicht habe. Und laut der Hamburger Körber-Stiftung war die Generation jenseits der 60 Jahre niemals zuvor so aktiv, gesund, gebildet und wohlhabend wie heute. Grund genug, das Leben auch im gehobenen Alter mit Elan und Zuversicht zu begehen.
Aus dem Leben eines Deutschen
Hubert K. ist pensionierter Bankangestellter aus Hannover. Seit seinem Renteneintritt vor drei Jahren hat sich vieles in seinem Leben geändert: „Ich weiß inzwischen, dass meine Zeit auf der Erde kostbar ist. Und, dass ich während meines Berufslebens viel zu viel Wert auf meine Karriere gelegt habe.“ Hubert K. ist geschieden, seine Ex-Frau hat vor etwa 10 Jahren einen Schlussstrich gezogen. „Völlig zu Recht, wie ich jetzt weiß. Unsere Kinder waren schon aus dem Haus, als ich so richtig begonnen habe, mich für ihre Interessen zu interessieren. Und für die meiner Frau. Für mich stand immer die Arbeit im Vordergrund“.
Inzwischen ist Hubert K. anderer Meinung. Er verbringt viel Zeit mit seinen Enkelkindern, engagiert sich ehrenamtlich bei den lokalen Tafeln, treibt Sport und fiebert bei jedem Spiel seines Lieblingshandballvereins mit. „Mich mit den Menschen zu befassen, Probleme gemeinsam zu bewältigen, das verhilft mir zu mehr Seelenheil. Das habe ich während meiner Zeit bei der Bank niemals so intensiv gespürt.“
Die Lebensphase als Senior – neue Blütezeit oder „Massaker“?
Der deutsche Publizist Marcel Reich-Ranicki sagte zuletzt in einem Zeitungsinterview, dass er das hohe Alter als ein „Massaker“ empfinde. Seit dem Tod seiner Frau sei er ständig mit dem Tod konfrontiert, die körperlichen Verschleißerscheinungen würden an seinem Glauben zerren. Dabei erinnere er sich auch verstärkt an die Schrecken seiner Jugend, die Zeit im Warschauer Ghetto, zurück.
„Im gehobenen Alter besinnt man sich oft erst wahrhaftig auf die zurückliegenden Jahrzehnte“, erklärt die Psychologin Heidemarie Wolter-Mehring aus München. „Der Geist wird mit dem konfrontiert, was der Verstand verdrängt hat. Seelische Schockzustände, schwierige Konflikte in Beziehungen und auch berufliche Probleme gelangen auf einmal wieder ins Bewusstsein.“ Das gelte allerdings auch für die positiven Aspekte des Lebens. Hat man sich viel mit seinen Kindern beschäftigt, gute Freundschaften gepflegt und berufliche oder private Erfolge gefeiert, so würden auch diese wieder präsenter werden.
Zeit zum Sinnieren
Das gehobene Alter stellt für viele Senioren die meist sogar erste Gelegenheit dar, sich über einen längeren Zeitraum mit sich selbst zu beschäftigen. Interessen verändern sich, Weltliteratur und Aphorismen erlangen ungeahnte persönliche Bedeutung, der gemeinschaftliche Austausch wird zu einem wichtigen Standbein. Doch auch negative Gedanken können sich verfestigen, körperliche Leiden treten regelmäßiger auf und begünstigen Beklemmungen und Aussichtslosigkeit.
Doch wann sonst – wenn nicht jetzt – ist es an der Zeit zu erkennen, „dass alles Unversuchte unmöglich bleibt“?
Dieser Beitrag wurde zur Verfügung gestellt vom Seniorenmagazin Seniorenbedarf INFO. Selbiges versucht mit regelmäßig erscheinenden Ratgebern und Berichten das Leben im Alter gut informiert zu begehen und auch die positiven Aspekte des „besten Alters“ nicht zu vernachlässigen.
Ein Kommentar
Was wären wir nur ohne unsere Enkel? Ich denke mehr als nur meine Wenigkeit fühlen sich durch den Protagonisten Hubert K. an die eigenen Fehlentscheidungen im Leben erinnert.
Mit freundlichem Gruß
Norbert Kröhn