Noch eher stiefmütterlich wird der medizinische Aspekt von Cannabis in der Öffentlichkeit behandelt. Dabei können die Wirkstoffe durchaus schmerzlindernd sein.

Außergewöhnliche Umstände erfordern außergewöhnliche Maßnahmen, dieser Gedanke kam mir direkt, als ich begann, mich mit dem Thema Cannabis als Medizin auseinanderzusetzen. Ich gebe zu, dass ich bis dato in puncto Drogen immer sehr „allergisch“ reagiert habe und deren Konsum in keiner Weise gutheißen kann.
Allerdings wendet sich das Blatt, wenn man Drogen im Zusammenhang mit medizinischen Maßnahmen sieht. Das beste Beispiel ist sicher die Gabe von Morphium bei schwer krebskranken Patienten (mehr Informationen dazu auf krebsgesellschaft.de). Doch wie sieht es mit Cannabis aus? Hat die „Volksdroge“ gute Chancen, ein legales Arzneimittel zu werden?
Heilmittel mit jahrtausendealter Tradition

So neu wie es auf den ersten Blick scheint, ist der Gebrauch als Arzneipflanze gar nicht. Bereits im 16. Jahrhundert wurde die Hanfpflanze in die damaligen Kräuterbücher aufgenommen und als Klostermedizin genutzt. Cannabis enthält neben dem psychoaktiven Bestandteil „THC“ auch Cannabinoide, kurz „CBD“. Diese Substanz wird bereits bei vielen Schmerzpatienten verschrieben, sofern Medikamente keine Besserung bringen. In einer medizinischen Studie (2008) wurde sogar festgestellt, dass das Vaporisieren (Inhalieren) heilsamer als das Rauchen der Pflanze ist. „Es werden ausschließlich die Wirkstoffe inhaliert, kein Teer, keine anderen unerwünschten Produkte des Verbrennens„, so die Inhaberin von smokestars.de.
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Cannabis kann Altersbeschwerden lindern
Bewusst habe ich das Wörtchen „kann“ in meiner Überschrift gewählt, denn Cannabis ist keine Wunderpflanze. Fakt ist aber, dass der Gebrauch bei vielen älteren Patienten schmerzlindernd wirkt. Typische Altersbeschwerden werden oft mit der jahrelangen Einnahme von Medikamenten behandelt. In solchen Fällen ist es mitunter sinnvoll, die heilsame Wirkung der Hanfpflanze zu nutzen.
Schlafstörungen
Mit zunehmendem Alter braucht der Mensch weniger Schlaf. Wenn das Schlafverhalten allerdings extrem aus dem Rhythmus gerät, bedeutet dies eine starke Beeinträchtigung der Lebensqualität. Noch ist die Forschung auf diesem Sektor in den Kinderschuhen, doch es kann festgestellt werden, dass der Konsum von Cannabis den Tiefschlaf deutlich erhöht und die REM-Schlafphase reduziert. Grund ist das im Cannabis enthaltene, und oben bereits genannte, CBD.
Linderung chronischer Krankheiten
Ebenfalls wird eine positive Wirkung dem Cannabis bei der Behandlung chronischer Krankheiten nachgesagt. Profitieren können vor allem Patienten mit spastischen Schmerzen, etwa bei Rheuma oder Multiple-Sklerose. Neben der Schmerzlinderung kann auch eine entzündungshemmende Wirkung eintreten. Auch hier ist es wieder das CBD, dass statt berauschend eher entkrampfend und beruhigend wirkt.
Cannabis im „Einsatz“ bei Augenerkrankungen
Altersbedingte Augenkrankheiten wie der Grüne Star, der Graue Star oder auch die Makuladegeneration machen sich nur schleichend bemerkbar. Schmerzen gibt es selten, daher wird der Sehverlust oft spät erkannt. Besonders gefährlich ist der Grüne Star, deren Nichtbehandlung zur Erblindung führt. Ursache ist ein erhöhter Augendruck, der sich bei einigen Patienten mithilfe von Cannabis senken ließ. In diesem Beitrag des SWR ist eine Rentnerin sogar so weit gegangen, ihr eigenes Cannabis anzubauen, da die üblichen Medikamente keine Besserung brachten.
Cannabis fördert den Appetit
Dass Cannabis gegen Appetitlosigkeit hilft, ist keine Erkenntnis der heutigen Zeit. Bereits im 19. Jahrhundert setzten Ärzte auf die appetitanregende Wirkung von Marihuana. Hier ist es allerdings nicht das CBD, sondern das Tetrahydrocannabinol (THC) im Cannabis, das die Appetithormone anregt. Medizinisch genutzt wird dieser Effekt häufig bei Krebspatienten. Aber auch für Senioren, die nach einer OP oft schlecht wieder auf die Beine kommen, kann dieser Aspekt von Nutzen sein.
Cannabis auf Rezept noch eher selten
Die Zahl derer, denen momentan in Deutschland Cannabis legal als Schmerzmittel verschrieben wurde, liegt knapp unter 400. An der niedrigen Zahl ist deutlich zu erkennen, dass Politik und Ärzteschaft sich schwertun, die Hanfpflanze als legales Medikament zu akzeptieren.
Allerdings tut sich etwas, denn die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Marlene Mortler (CSU), will sich künftig dafür einsetzen, dass Cannabis als Schmerzmittel für schwer kranke Patienten zugelassen wird. Unterstützung erhält sie dabei von Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU). Ein weiterer Schritt ist die Übernahme der Kosten durch die Krankenkasse, denn Cannabis ist teuer und muss als Arzneimittel bisher von den Patienten selbst finanziert werden.
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