Ernährung für Senioren – Hunger ist glücklicherweise im heutigen Europa keine Gefahr mehr – im übelsten Fall nur noch eine ferne Erinnerung an karge Zeiten nach dem Krieg. Dennoch ist Unterernährung beziehungsweise Mangelernährung eine bleibende Gefahr, besonders für ältere Menschen.
Zwei Faktoren stehen im Vordergrund, wenn von Mangelernährung im Alter die Rede ist. Erstens verlieren ältere Menschen häufig den Appetit, essen also weniger. In manchen Fällen fällt das Kauen oder Schlucken schwer oder ist wegen eines schlecht sitzenden Gebisses sogar schmerzhaft.
Schließlich erscheint die Zubereitung einer Mahlzeit oft als lästige Pflicht, die möglichst vermieden wird. Wer seinen Lebenspartner verloren hat, wird wenig Vergnügen bei seiner einsamen Mahlzeit empfinden.
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Der Kalorienbedarf von Senioren
Neben diesen vielfältigen Gründen gibt es einen weiteren, physiologischen Grund, der zur Mangelernährung bei Senioren führen kann. Die altersbedingten Veränderungen im menschlichen Körper führen auch zu einem geänderten Nährstoffbedürfnis. Grundsätzlich sinkt im Alter der Grundumsatz – das ist der Energieverbrauch des Körpers im „Leerlauf“ – also die Energiemenge, die der Körper für die Arbeit seiner Organe braucht.
Über den Daumen gepeilt, braucht ein 75-jähriger Mann 20 Prozent weniger Energie als ein 25-jähriger. Bei Frauen ist der Unterschied geringer und liegt bei etwa 15 Prozent. Umgerechnet in Kalorien sind dies 375 kcal, die der ältere Mann und etwa 200 kcal, die die Seniorin täglich weniger brauchen.
Worauf sollten Sie verzichten?
So weit, so naturgegeben. Man könnte nun sagen, dass der geringere Appetit der Senioren für einen entsprechenden Ausgleich sorgt. Das Problem ist nur, dass der menschliche Körper auch im Alter Vitamine und Mineralstoffe braucht und zwar in unvermindertem Maß. Fazit: Ältere Menschen müssen bei ihrer Ernährung auf eine höhere Konzentration dieser Vitalstoffe achten, sonst kommt es zu der erwähnten Mangelernährung. Bewusste Ernährung ist also angesagt.
Um die schlechten Nachrichten gleich am Anfang loszuwerden: Fleisch, Wurst, Süßigkeiten, Weißmehlprodukte, Streichfette, Sahnesoßen gehören zu den Nahrungsmitteln, bei denen äußerste Vorsicht geboten ist. Nicht unbedingt im Sinn eines Totalverzichtes, sondern im Hinblick auf den bewussten und das heißt eben auch sparsamen Umgang.
Empfehlenswerte Nahrungsmittel
Zu den empfehlenswerten Nahrungsmitteln gehören Obst, Gemüse, Vollkornbrot, Getreide, fettarme Milch und Milchprodukte. Kartoffeln, Reis und Nudeln sind ebenfalls zu empfehlen – hier sind es die Soßen, die zu fettreichen Kalorienhämmern werden können.
Grundsätzlich sind Nahrungsmittel mit einer hohen Nährstoffdichte zu bevorzugen. Der Fachbegriff bezeichnet eine große Anzahl lebenswichtiger Nährstoffe pro Kalorien. So wird einerseits die Versorgung gewährleistet, selbst wenn der Appetit nicht groß sein sollte, andererseits die mögliche Gefahr des Übergewichtes gebannt.
Vitamin D Mangel vorbeugen
Zu den Nährstoffen, die unter dem Etikett „kritisch“ aufzuführen sind, gehört das Vitamin D. Der menschliche Körper kann dieses Vitamin unter Sonneneinstrahlung selbst bilden. Wenn ältere Menschen ans Haus gefesselt sind, kann es zu einer Unterversorgung kommen, die wiederum den Knochenstoffwechsel betrifft und die Gefahr der Osteoropose verstärkt.
Fischarten wie Makrele und Hering liefern Vitamin D, auch Lebertran, Leber, Margarine und Eigelb gehören zu den wenigen Lieferanten. Die Aufzählung zeigt das Problem – es ist schwer, die „Außenversorgung“ zu gewährleisten, wenn man ständig oder zeitweise in den eigenen vier Wänden bleiben muss. Hier kann es sinnvoll sein, zusätzlich Vitamin D aufzunehmen – der Hausarzt wird beraten und helfen können.
Vitamin B12 und Folsäure
Das Vitamin B12 muss dem Körper vollständig zugeführt werden. Allerdings kann es zu Problemen bei der Verarbeitung kommen, wenn eine Gastritis vorliegt und ein vom Körper selbst gebildeter Zusatzstoff fehlt. Vitamin B12-Mangel ist die häufigste, teilweise stationär zu behandelnde, Vitaminmangelkrankheit.
Folsäure findet sich in Vollkornprodukten, Salat und grünem Gemüse. Ein Mangel hebt das Risiko von Arteriosklerose. Folsäure-Mangel ist übrigens kein reines Seniorenproblem.
Jod braucht der Körper
Schließlich gehört Jod zu den Stoffen, die der Körper braucht. Ein Fischtag pro Woche und die Nutzung von jodiertem Speisesalz können einem Mangel vorbeugen. Nahrungsergänzungsmittel können in bestimmten Fällen hilfreich sein, eine ausgeglichene Ernährung ist auf jeden Fall die bessere Wahl.
Immer genug trinken
Im Alter lässt nicht nur der Appetit nach, auch das Trinkbedürfnis beziehungsweise das Durstgefühl schwindet. Männer mit Prostatabeschwerden versuchen teilweise, sich durch geringe Flüssigkeitsaufnahme um den lästigen nächtlichen Toilettengang zu drücken.
Da eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr lebensnotwendig ist, kann es zu dramatischen gesundheitlichen Folgen kommen, die von Austrocknen von Haut und Schleimhäuten über Kreislauf- und Nierenversagen bis zu Verwirrtheitszuständen und Bewusstseinsverlust, sogar bis zum Tode reichen können.
Verschärft wird das Problem, wenn harntreibende Medikamente genommen werden oder Fieber auftritt. 1,5 Liter pro Tag, am besten Früchte- oder Kräutertee, Mineralwasser, Schorle sollten es sein. Der Griff zur Tasse muss zur Gewohnheit werden.