Rollator und Krücken, beide Hilfsmittel können die Mobilität verbessern. Doch welches ist am besten für Sie geeignet?

Rollator oder Krücken?
Was ist besser für Sie geeignet? Rollator oder Krücken? | © lettas / stock.adobe.com
Wer aufgrund von Krankheit, Operation oder einfach des hohen Alters wegen nicht mehr sicher läuft, ist auf eine Gehhilfe angewiesen. Oft fällt die Wahl auf Krücken bzw. Unterarmgehstützen oder einen Rollator. Beide Gehhilfen haben ihre Berechtigung. Sie können die Sicherheit beim Laufen erhöhen und das Sturzrisiko senken. Aber nicht für jeden sind sie gleichermaßen gut geeignet. Vielen stellt sich dann die Frage: “Was ist besser: Rollator oder Krücken?” Wir gehen dieser Frage in diesem Beitrag auf den Grund.

Besonderheiten von Rollator und Krücke als Gehhilfe

Das Ziel von Gehhilfen wie dem Rollator oder Krücken ist es, dass Sie sich sicherer bewegen können. Mobilitätshilfen schenken Stabilität beim Gehen und helfen Ihnen somit, einen aktiven Lebensstil aufrechtzuerhalten. Auch bleiben Sie dadurch selbstständig und sind idealerweise etwas weniger auf fremde Hilfe angewiesen.

Wir möchten Ihnen zeigen, worin sich die Krücken gegenüber Rollatoren unterscheiden, wann welche Gehhilfe am besten für Sie geeignet ist und was es bei der Verwendung zu beachten gibt.

Wann braucht man einen Rollator?

Ein Rollator, oder auch Gehwagen genannt, besteht aus einem Gestell und vier Rädern. Zwei davon lassen sich lenken. Die Handgriffe sind in der Höhe verstellbar und in der Regel verfügt die Gehhilfe über zwei Bremsen, die sich leicht bedienen lassen.



Indem man mit den Armen den Oberkörper abstützt, werden das Becken sowie die Gelenke der Hüfte entlastet. Weiterhin unterstützt ein Rollator nicht nur beim Laufen, sondern bietet eine Sitzfläche, mit der Sie sich jederzeit unterwegs ausruhen können. Ausnahmen stellen hierbei Zimmerrollatoren dar. Diese haben statt einer Sitzfläche ein Tablett eingebaut. Der große Vorteil eines Rollators ist, dass er sich der Geschwindigkeit des Nutzers anpasst und dadurch sehr gut beherrschbar bleibt.

Die Gehwagen gibt es mittlerweile in den unterschiedlichsten Ausführungen. Grob unterscheidet man zwischen Outdoor Rollatoren und Indoor Rollatoren (auch Zimmer- oder Wohnungsrollator genannt). Auch gibt es Rollatoren, die sich zum Rollstuhl umbauen lassen. Wer besonders groß, klein oder mehrgewichtig ist, findet ebenfalls das passende Modell. Denn der Markt an Rollatoren ist in der Vergangenheit sehr gewachsen.

Ein Rollator ist bei folgenden Erkrankungen geeignet:

Hinweis: Damit ein Rollator als Gehhilfe für Sie infrage kommt, müssen Sie in der Lage sein, beide Beine zu belasten.

Das sollten Sie vor dem Rollatorkauf beachten

Bevor Sie den ersten Rollator kaufen oder bei der Krankenkasse auf Rezept beantragen, sollten Sie sich ausführlich in einem Sanitätshaus in Ihrer Nähe beraten lassen. Denn um Fehlbelastungen und ein falsches Gangbild zu vermeiden, muss der Rollator auf seinen Benutzer richtig eingestellt werden.

Der Profi im Sanitätshaus zeigt Ihnen, wie Sie die Gehilfe richtig einstellen und im Alltag benutzen. Auch erfahren Sie, wie Sie beispielsweise Bordsteine bewältigen und auf verschiedenen Untergründen zurechtkommen.

>>Weitere Tipps zum Rollatorkauf finden Sie in Rollator kaufen: Drei wichtige Kriterien für Ihren neuen Gehwagen

Wann ist ein Rollator nicht sinnvoll?

Ein Rollator ist nicht für jeden die beste Wahl. Schließlich kann eine übermäßige oder falsche Verwendung der Gehhilfe zu einem schlechteren Gangbild sowie Fehlhaltungen führen.
Daher braucht es für die Verwendung eines Rollators eine klare Indikation, also einen konkreten medizinischen Grund.



Dabei werden Fragen geklärt wie:

  • Hat die betroffene Person noch genügend Kraft und Beweglichkeit in den Armen und Beinen?
  • Ist noch ausreichend Koordinationsvermögen vorhanden, um den Rollator zu steuern?
  • Wird der Rollator nur vorübergehend oder eher dauerhaft benötigt?
  • Soll die Mobilität trainiert werden? Und wenn ja, wie sehr dürfen dabei die Beine belastet werden?
  • Gibt es zum Rollator noch Alternativen, um die Gehilfe nicht permanent zu nutzen? Etwa ein Gehstock, Krücken oder ein Rollstuhl?

Idealerweise wird in Absprache mit dem zuständigen Arzt die Verwendungsdauer des Rollators von vornherein zeitlich begrenzt. Denn so praktisch und sinnvoll ein Rollator im Alltag sein kann – bei übermäßiger Verwendung fällt es oft schwer, sich diesen wieder abzutrainieren.

Die Folge: Betroffene bleiben noch lange an einen Rollator gefesselt, obwohl die ursprünglichen körperlichen Gründe eigentlich nicht mehr vorhanden sind.

Hinweis: Ein Rollator ist nicht geeignet bei Sehbeschwerden und Wahrnehmungsstörungen, unkontrollierbaren Spastiken und starken Gleichgewichtsstörungen.

Wann braucht man Krücken bzw. Unterarmgehstützen?

Unterarmgehstützen dienen als Gehhilfe, wenn geringste Belastungen auf den Unterkörper vermieden werden müssen oder wenn die betroffene Person unter größeren Schmerzen leidet. Sie bestehen aus einem Metallrohr (meist Aluminium), einem stabilisierenden Gummipuffer sowie einem Handgriff und einer Armschale aus Kunststoff.
Durch diese Konstruktion können Sie einen höheren Teil Ihres Körpergewichts abstützen, als beispielsweise auf einem Gehstock.

Krücken sind bei folgenden Erkrankungen und Einschränkungen geeignet:

  • Operation am Fuß oder Bein
  • Unfall am Fuß oder Bein (z.B. Zerrung, Knochenbruch, Bänderriss)
  • Einschränkungen in der Hüfte
  • rheumatische Erkrankungen
  • Multipler Sklerose

Unterarmgehstützen werden idealerweise immer zusammen benutzt. Bei einseitiger Verwendung wird sie auf der Seite eingesetzt, die kein Defizit hat.

Das sollten Sie vor der Verwendung von Unterarmgehstützen beachten

Die Krücken sind einfach per Knopfdruck höhenverstellbar. Achten Sie darauf, dass der Gehstütz passend auf Ihre Körpergröße eingestellt ist. Unterstützung bei der Einstellung und Verwendung gibt es z.B. im Sanitätshaus. Weiterhin haben Unterarmgehstützen ein zulässiges Nutzergewicht. Dieses darf aus Sicherheitsgründen nicht überschritten werden. Prüfen Sie vor dem Kauf, ob Ihr Gewicht unter der Obergrenze liegt.

Bei längerer Verwendung muss der Gummifuß regelmäßig auf Abnutzungserscheinungen geprüft werden. Sind diese zu stark oder einseitig, ist es ratsam, diesen auszutauschen.

Wann ist eine Krücke nicht sinnvoll?

Unterarmgehstützen benötigen einiges an Krafteinsatz und Koordination. Schließlich muss der Oberkörper kompensieren, was die Beine nicht mehr an Muskelkraft aufbringen können bzw. dürfen. Dennoch sind Krücken häufig einem einfachen Gehstock vorzuziehen. Vor allem dann, wenn ein oder beide Beine möglichst wenig belastet werden sollen. Durch die Armschale ist die Gefahr des Kippens geringer und es lässt sich mehr Körpergewicht abstützen.

Wer jedoch diese Kraft auf längeren Wegstrecken nicht mehr aufbringen kann, sollte sich eventuell nach einer alternativen Gehhilfe umsehen und diese je nach Bedarf nutzen. Auch, um Fehlbelastungen durch die Krücke und ein nachhaltig verändertes Gangbild vorzubeugen.

Fazit: Was ist besser – Rollator oder Krücken?

Je nach Art der Gehbehinderung und dem Einsatzzweck im Alltag entscheidet sich, welche Gehhilfe für Sie am besten geeignet ist. Sollen ein Fuß oder Bein maximal entlastet werden, ist die Unterarmgehhilfe das Mittel der Wahl. Sie setzt jedoch genügend Kraft im Oberkörper voraus.

Wer insgesamt schwächer ist und alters- oder krankheitsbedingt Hilfe beim sicheren Gehen braucht, ist mit einem Rollator gut beraten. Auch der Grad der Gehbehinderung ist entscheidend.

Sofern die Gehhilfe optimal an den Benutzer angepasst wird und eine professionelle Einweisung stattfindet, spricht pauschal nichts gegen Rollator oder Krücke.

Um langfristig jedoch wieder zurück zu einem sicheren Gang ohne Gehhilfe zurückzufinden, sollte der Anspruch bestehen, die Hilfe nur für eine gewisse Zeit in Anspruch zu nehmen und die Mobilität des Körpers auch durch andere Bewegungsmuster zu bewahren und zu fördern. So bleibt die Freude an der Bewegung und die damit verbundene Selbstständigkeit auch zukünftig erhalten.

Sani-Aktiv.de

Lisa Carqueville vom Online Sanitätshaus sani-aktiv.de ist Expertin für die Themen Pflege, Mobilität und Sanitätsbedarf und beschäftigt sich intensiv damit, wie sich im Alter oder bei Beeinträchtigungen die Lebensqualität steigern lässt. Mit ihrem Wissen und ihrer Erfahrung versucht sie auch bei der täglichen Arbeit, hilfe- und pflegebedürftige Menschen bestmöglich zu beraten.

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