Wer sich schon einmal einsam gefühlt hat, der weiß, wie belastend das sein kann. Was hat es aber für Folgen, wenn die Einsamkeit zum Dauerzustand wird?
Wir alle kennen wohl die Kultsendung „Dinner for One“, die jedes Jahr zu Silvester im Fernsehen läuft: Miss Sophie feiert ihren 90. Geburtstag. Ihr Butler James leistet ihr dabei Gesellschaft und mimt ihre vier verstorbenen Gäste und wird immer betrunkener.
So lustig diese Inszenierung dadurch auch wirkt, so traurig ist die Geschichte eigentlich. Denn hätte Miss Sophie nicht alle Ihre Freunde überlebt, würde sie nicht allein mit ihrem Butler ihren Geburtstag feiern müssen.
Miss Sophie erscheint in dieser Inszenierung nicht sonderlich einsam. Es gibt aber immer mehr Menschen, die sich einsam fühlen, weil sie niemanden mehr in ihrem Leben haben, oder sich niemandem anvertrauen können.
Inhaltsverzeichnis
Was unterscheidet Einsamkeit vom Alleinsein?
Nicht jeder, der sich einsam fühlt, ist allein und nicht jeder, der allein ist, fühlt sich einsam.
Das Alleinsein muss nicht als negativ empfunden werden. Viele Menschen ziehen sich bewusst zurück und genießen das Alleinsein.
Ist man jedoch allein, weil soziale Kontakte wegbrechen, kann dies dazu führen, dass man einsam ist. Einsamkeit bezeichnet nämlich das Gefühl, von anderen Menschen getrennt und abgegrenzt zu sein. Einsamkeit ist also ein als unangenehm empfundenes Gefühl.
Man unterscheidet grundsätzlich zwei Formen der Einsamkeit:
- Soziale Einsamkeit – Viele Menschen fühlen sich einsam, weil sie keine sozialen Kontakte mehr haben.
- Emotionale Einsamkeit – Die emotionale Einsamkeit entsteht, wenn eine Vertrauensperson fehlt, und hat nichts mit fehlenden sozialen Kontakten zu tun.
Warum werden wir einsam?
Die Gründe und Ursachen für Einsamkeit können sehr vielfältig sein und reichen von A wie Alleinsein bis Z wie Zwangsstörung (Näheres zum Thema Zwangsstörungen finden Sie auf www.zwaenge.de).
Der klassische Grund für Einsamkeit ist das Alleinsein. Wer von seinem Partner verlassen wird, empfindet in der Regel ein dumpfes Gefühl der Einsamkeit.
Auch psychische Erkrankungen wie Tourette oder Zwangsstörungen können einsam machen.
Dies ist besonders dann der Fall, wenn die Gesellschaft kein Verständnis für die Betroffenen aufbringt und diese vielleicht sogar ausgrenzt oder einfach nur immer wieder spüren lässt, dass sie „anders“ sind.
Aber wie schon erwähnt, gibt es zahlreiche Ursachen für Einsamkeit und immer mehr Menschen in Deutschland sind davon betroffen – vom Kleinkind bis ins hohe Alter.
Kinder leiden besonders
Wenn Kinder zu Hause keine Zuneigung erfahren oder die Eltern sich ständig streiten, kann das den Kindern enorm schaden. Sie fühlen sich vernachlässigt und hilflos. Das wiederum führt sie direkt in die Einsamkeit.
Aber auch in der Kita oder später in der Schule gibt es immer mal wieder Situationen, in denen sich Kinder einsam fühlen. Ob durch Mobbing der anderen Kinder, Leistungsdruck in der Schule oder die eigene Schüchternheit und damit einhergehenden fehlenden Sozialkontakte, alle führen zu schlechten Gefühlen.
Kinder brauchen Hilfe, da diese andauernd negativen Gefühle der Entwicklung nachhaltig schaden. Sie haben ein Anrecht auf Schutz.
Kinder können mit solchen Situationen nicht immer umgehen und ziehen sich dann immer mehr in sich zurück und reden im schlimmsten Fall mit niemandem darüber. Dabei helfen gerade soziale Kontakte, um sein Selbstwertgefühl und das Selbstbewusstsein zu stärken.
Mobbing ist kein Kavaliersdelikt und sollte nicht toleriert werden. Auf www.bpb.de finden Sie viele Informationen zum Thema Mobbing unter Kindern – vor allem über die Prävention.
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Reife schützt nicht vor Einsamkeit
Wenn wir die Schule und damit die Probleme der Kindheit hinter uns gelassen haben, kommen immer neue Herausforderungen auf uns zu. Als Erstes kommt die Lehre oder das Studium. Das bedeutet auch neuen Stress. Gegebenenfalls muss dazu noch der Wohnort gewechselt und das soziale Umfeld zurückgelassen werden.
In dieser Situation kann man sich ganz schnell einsam fühlen – besonders, wenn man wirklich komplett auf sich allein gestellt ist und niemanden kennt. Das kommt aber immer ganz auf die Persönlichkeit an. Denn manche Menschen scheint das überhaupt nichts auszumachen.
Es gibt auch Menschen, die ein großes soziales Umfeld haben, sowie in einer Partnerschaft leben und sich trotzdem einsam fühlen. Das mag für Menschen, die es nicht kennen, komplett absurd klingen, aber tatsächlich kommt es vor, dass sich Menschen in Partnerschaften sehr einsam fühlen.
Grund dafür ist, dass Probleme in der Partnerschaft totgeschwiegen werden oder der Partner diese nicht sehen will. Dieses Gefühl, dass man mit den Problemen allein dasteht, dass man nicht miteinander reden kann, kann sehr bedrückend sein. Man fühlt sich ohnmächtig – alleingelassen.
Manchmal spielt da auch die Scham eine große Rolle, man möchte sich einfach niemandem anvertrauen und das kann einsam machen! Auch der Auszug der eigenen Kinder kann ein Gefühl der Einsamkeit verursachen, wenn das Haus oder die Wohnung plötzlich so leer und so still ist.
Gefahr der Einsamkeit im Alter ist größer
Je älter wir werden, desto größer ist die Gefahr, von Einsamkeit betroffen zu sein – besonders, wenn soziale Kontakte fehlen. Aber was führt dazu, dass man keinerlei soziale Anbindungen mehr hat? Das kann viele Gründe haben.
Die Arbeitsmarktsituation macht es häufig nötig, dass ganze Familien der Arbeit wegen umziehen müssen. Oma und Opa bleiben dann meist zurück. Regelmäßige Besuche sind je nach Entfernung oft nicht möglich. Allein diese Situation reicht schon aus, damit sich Oma und Opa einsam fühlen können.
Aber solange sie sich noch haben, können sie sich gegenseitig Halt geben. Schwieriger wird es, wenn der Partner gestorben ist. Dann steht man mitunter ganz allein da – vor allem, wenn man keine anderweitigen Kontakte pflegt oder alle Kontakte in der Zwischenzeit ebenfalls verstorben sind.
Krankheiten, die die Mobilität einschränken, führen nicht selten dazu, dass die sozialen Kontakte nicht mehr gepflegt werden können. Das Gleiche gilt auch für Krankheiten, die den Betroffenen unangenehm sind, sodass sie aus Schamgefühl nicht mehr unter Menschen gehen wollen.
Ein ganz wichtiger Aspekt beim Verlust der sozialen Kontakte ist die Altersarmut. So kann es passieren, dass Senioren nach dem Tod des Partners plötzlich ohne Geld da stehen und deshalb ihr Heim verlieren.
Ein Umzug steht an – eine neue Umgebung, neue Menschen. Nicht selten vereinsamen die betroffenen Personen, weil ihnen die neue Situation so sehr zu schaffen macht und sie sich auch nicht aufraffen können, neue Kontakte zu knüpfen.
Es kann aber auch passieren, dass Senioren in die Einsamkeit verfallen, obwohl sie noch soziale Kontakte haben. So zum Beispiel im Altersheim. Hier haben Senioren Kontakt mit anderen Senioren und auch die Familie kommt im Idealfall regelmäßig zum Besuch.
Und trotzdem können sich die Senioren dort einsam fühlen, weil ihnen ihr gewohntes Umfeld fehlt, sie mit den anderen Senioren vielleicht überhaupt nichts verbindet oder weil sie sich einfach abgeschoben und unverstanden fühlen.
Einsamkeit kann krank machen
Verschiedenen haben Studien gezeigt, dass eine dauerhafte Einsamkeit dazu führt, dass unser Körper das Immunsystem herunterfährt. Die Entzündungswerte im Blut können ansteigen und wir greifen unter Umständen schneller zur Zigarette oder zu anderen Drogen. Ebenso fehlt die Motivation, sich zu bewegen.
Dadurch sind einsame Menschen oft übergewichtig und leiden unter Herz-Kreislauf-Beschwerden. Dauerhafte Einsamkeit kann Betroffene auch in eine Depression führen, Phobien auslösen oder eine Abhängigkeit (Alkohol oder Drogen) verursachen.
Als letzte mögliche Folge von Einsamkeit ist das vorzeitige Ableben zu benennen. Nicht nur die ungesunde Lebensweise kann dazu führen. Viele betroffene Personen (egal welchen Alters) sehen auch keinen Sinn mehr in Ihrem Leben und wünschen sich ein schnelles Ende ihres Leidens. Sie sehen den Suizid als letzten Ausweg.
Wenn Sie selbst Suizidgedanken haben oder jemanden mit solchen Gedanken kennen, scheuen Sie nicht davor, sich Hilfe zu holen.
Sofortige Hilfe erhalten Sie rund um die Uhr bei der Telefonseelsorge unter der bundeseinheitlichen kostenlosen Rufnummer 0800 – 111 0 111 oder 0800 – 111 0 222 und im Internet unter www.telefonseelsorge.de
Einsamkeit nicht unterschätzen
Einsamkeit ist zwar keine Krankheit, aber die Folgen für die Gesundheit können wirklich enorm sein. Deshalb gilt es, sich seiner Situation bewusst zu werden und dagegen anzugehen. Sicher ist es nicht einfach, den Weg aus der Einsamkeit zu finden. Aber viele Betroffene schaffen es tatsächlich, sich wieder in die Gesellschaft zu integrieren und die Einsamkeit hinter sich zu lassen.
UND auch SIE können das SCHAFFEN!
- Lernen Sie als allererstes, auch mal etwas Gutes für sich selbst zu tun. Gehen Sie einfach mal allein spazieren – Ihrer Gesundheit zuliebe.
- Versuchen Sie ruhig, auch mal Gespräche mit Ihnen noch fremden Personen zu führen, die Ihnen so begegnen. Sprechen Sie über Alltägliches und setzten Sie Ihre Erwartungen nicht zu hoch. Dann können Sie auch nicht enttäuscht werden und gehen an das nächste Gespräch nicht mit Angst vor Zurückweisung oder Ähnliches heran.
- Sie können sich auch ein Hobby suchen. Im Idealfall treffen Sie dabei gleich gesinnte, mit denen man Kontakt knüpfen kann.
- Wenn Sie Ihre Wohnung nicht mehr verlassen können, haben Sie auch Möglichkeiten, etwas gegen Ihre Einsamkeit zu unternehmen. Es gibt unter anderem Hotlines für einsame Menschen. Dort können Sie anrufen und Gespräche führen – sich alles von der Seele reden, das Sie belastet.
- Eine andere Möglichkeit bieten Pflegedienste, die auch eine Betreuung bei Einsamkeit anbieten. So haben Sie wieder Gesellschaft in Ihren vier Wänden. Nähere Informationen dazu finden Sie beispielsweise auf nonstoppflege.de.
Sind sie selbst nicht betroffen, kennen aber jemanden, der in seiner Einsamkeit gefangen ist? Dann schauen Sie nicht weg. Auch Sie können helfen. Gehen Sie auf die Person zu und versuchen ihr Vertrauen zu gewinnen und sie wieder unter Menschen zu bringen. Das ist der erste Schritt, diese Person aus Ihrer Einsamkeit zu befreien.