Zu den Fahrassistenzsystemen für ältere Menschen zählen unter anderem, der Spurwechselassistent, die elektronische Einparkhilfe und der Notbremsassistent. Wie diese funktionieren, lesen Sie hier.

Fahrassistenzsysteme für ältere Menschen
Mehr Sicherheit mit Fahrassistenzsystemen | © Sergio/ stock.adobe.com

Vielleicht hat man selbst schon einmal über einen älteren Verkehrsteilnehmer geflucht, der einen im Straßenverkehr übersehen hat. Vielleicht war man auch schon einmal Beifahrer, bei einer Person, die nicht mehr ganz Herr ihres Autos war, und hätte ihr am liebsten persönlich den Führerschein entzogen.

Irgendwann wird aber jeder älter und steht selbst vor der Frage, ob es nicht besser wäre, den Lappen abzugeben. Allerdings ist mit der Möglichkeit ein Auto zu steuern ein großes Stück Selbstständigkeit und Freiheit verbunden, welches Senioren verständlicherweise nicht ohne Weiteres aufgeben möchten.

Alternativen, wie das Fahrrad und öffentliche Verkehrsmittel sind kein optimaler Ersatz, da zum Beispiel beim Einkaufen schwere Sachen getragen werden müssen, was beim Autofahren größtenteils wegfällt. Kein Wunder also, dass eine Studie ergab, dass bei den über 70-jährigen, 85% sich strikt weigern ihre Fahrerlaubnis abzugeben.

Mehr Sicherheit mit Fahrassistenzsystemen

Andererseits ist es eine Tatsache, dass die Wahrnehmungsfähigkeit und die Denkfähigkeit mit dem Älterwerden ab und damit die Unfallgefahr zunimmt. Bereits ab 64 erhöht sich die Häufigkeit der Zusammenstöße beim Spurwechsel, Einparken und Abbiegen drastisch. Das ist eine Gefahr für die Senioren selbst, für die, welche bei ihnen im Auto mitfahren und für alle übrigen Verkehrsteilnehmer. Wie kann hier ein Kompromiss gefunden werden, der allen Parteien gerecht wird? Die Antwort lautet: Fahrassistenzsysteme für ältere Menschen. Um Senioren diese technischen Möglichkeiten näherzubringen, haben wir einige sinnvolle Fahrassistenzsysteme näher unter die Lupe genommen.

Der Navigationsassistent

Navigationsgeräte – kurz Navi genannt – dürften wohl die bekanntesten Fahrassistenzsysteme für ältere Menschen sein. Das Lesen von Karten wird durch den Navigationsassistenten überflüssig und auch in einem Stau oder bei einer Umleitung braucht man nicht nervös werden, sondern fährt so lange weiter, bis das Gerät einen neuen Weg zum Zielort errechnet hat. Eine Stimme, die auch bei Extremsituationen freundlich und ruhig klingt, weißt einem mit genauen Anweisungen den Weg. Navis sind mit einem Routenplaner versehen, der neben der Kartenanzeige auch gleich angibt, wie weit die Entfernung zum Ziel noch ist und wann man dort voraussichtlich ankommt.

Der Navigationsassistent
Mit dem Navi sicher ankommen | © Tatjana Balzer / stock.adobe.com

Wer sich einmal die Zeit nimmt, sich mit der Bedienung auseinanderzusetzen, findet in diesem Gerät einen nützlichen Partner im Straßenverkehr und kommt vor allem dort besser zurecht, wo er sich selbst nicht auskennt. Damit belegt das Navigationsgerät für uns ganz klar den Platz 1 unter den Fahrassistenzsystemen für ältere Menschen. Sehr gute Navigationsgeräte gibt es schon für um die 100 EUR. Ganz hoch im Kurs auf der Beliebtheitsskala sind dabei Navigationssysteme von TomTom. (Bsp.: TomTom XL 2 IQ mit Fahrspurassistent)

Die Einparkhilfe

Das Einparken ist bereits für viele junge Menschen bei der Fahrprüfung eine Herausforderung. Über 30 % aller Versicherungsschäden sind auf Fehler beim Einparken zurückzuführen. Als älterer Mensch hat man natürlich bereits Routine, aber dennoch sollte man sich darauf alleine nicht verlassen. Wenn die Sehkraft nachlässt, kann man Entfernungen und Abstände nicht mehr so gut einschätzen.

Fahrassistenzsysteme: Einparkhilfe
Die Sensoren der Einparkhilfe warnen vor Hindernissen | © Юрий Куделко / stock.adobe.com

Der Einparkassistent übernimmt mittels Sensoren die Parklückenbeurteilung und merkt sofort, ob das Auto hineinpasst oder nicht. Ist solch ein Parkplatz gefunden, wird zur rechten Zeit automatisch das Lenkrad eingeschlagen. Der Fahrer darf aber immer noch das Einlegen des Rückwärtsgangs übernehmen und die Geschwindigkeit des Fahrzeugs mittels Gaspedal und Bremse steuern. Dabei hat er nach wie vor die Verantwortung seine Umgebung zu beobachten. Lesen Sie dazu auch unseren Beitrag: Einparkhilfe nachrüsten – Mehr Sicherheit beim Autofahren.

Der Spurwechselassistent

Ein weiteres Problem, welches sich mit dem Alter bei vielen bemerkbar macht, ist, dass sie den Kopf nicht mehr drehen können. Der gerade beim Spurwechsel so wichtige Schulterblick wird damit unmöglich. Hier springt der Spurwechselassistent ein, der über akustische oder visuelle Signale darauf aufmerksam macht, wenn sich ein Auto im toten Winkel oder seitlich des eignen Fahrzeugs befindet. Ein Fahrassistenzsystem, das nicht nur für ältere Menschen von Nutzen ist.

Spurwechselassistent
Der Spurwechselassistent unterstützt den Schulterblick | © Natallia / stock.adobe.com

Müdigkeitswarner

Ein besonders wichtiges System für ältere Fahrer ist der Müdigkeitswarner. Mit zunehmendem Alter kann die Fähigkeit, lange Strecken ohne Ermüdung zu fahren, abnehmen. Der Müdigkeitserkennungswarner analysiert das Fahrverhalten kontinuierlich und erkennt Anzeichen von Müdigkeit oder nachlassender Konzentration. Typische Indikatoren hierfür sind beispielsweise häufige kleine Lenkbewegungen oder eine abnehmende Reaktionsgeschwindigkeit.



Wird eine potenzielle Ermüdung des Fahrers erkannt, warnt das System durch akustische, visuelle oder haptische Signale. So wird der Fahrer dazu angehalten, eine Pause einzulegen, bevor die Fahrt fortgesetzt wird. Dieses System trägt maßgeblich zur Vermeidung von Unfällen bei, die durch Übermüdung verursacht werden können.

Notbremsassistent

Der Notbremsassistent ist eine weitere essenzielle Unterstützung für ältere Fahrer. Dieses System überwacht den Abstand zum vorausfahrenden Fahrzeug und erkennt kritische Situationen, die eine schnelle Bremsreaktion erfordern. Kann der Fahrer nicht rechtzeitig reagieren, aktiviert der Notbremsassistent automatisch die Bremsen, um einen Aufprall zu verhindern oder dessen Schwere zu verringern.

In einigen Autos kann der Notbremsassistent auch Fußgänger oder andere Hindernisse erkennen und entsprechend reagieren. Die Nutzung eines Notbremsassistenten kann insbesondere in Situationen, in denen die Reaktionszeit mit dem Alter zunimmt, von unschätzbarem Wert sein.

Notrufsystem

Das Notrufsystem, auch als eCall-System bekannt, stellt eine lebensrettende Funktion dar. Im Falle eines Unfalls kann das System automatisch den Rettungsdienst alarmieren und diesem wichtige Informationen übermitteln, wie beispielsweise den genauen Unfallort und die Fahrzeugdaten. Dies geschieht entweder automatisch durch die Erkennung der Unfallsensoren im Fahrzeug oder manuell durch Betätigung eines Notrufknopfes im Auto.

SOS-Taste in einem Auto als Zeichen für das eCall-System in europäischen Autos
In manchen Fahrzeugen muss der Notruf manuell ausgelöst werden | © Ralf Geithe / stock.adobe.com

Für ältere Fahrer, die möglicherweise nach einem Unfall nicht in der Lage sind, selbst Hilfe zu rufen, bietet dieses System eine entscheidende Sicherheitsfunktion. Es gewährleistet, dass im Notfall schnell Hilfe geleistet wird, was insbesondere in abgelegenen Gebieten oder bei schweren Unfällen von großer Bedeutung ist.

Abstandsregeltempomat

Der Abstandsregeltempomat, auch bekannt als adaptiver Geschwindigkeitsregler, ist eine erweiterte Form des herkömmlichen Tempomats, der nicht nur eine voreingestellte Geschwindigkeit hält, sondern auch den Abstand zum vorausfahrenden Fahrzeug automatisch anpasst. Dieses System nutzt Sensoren und Kameras, um den Verkehr vor dem Fahrzeug zu überwachen und die Geschwindigkeit entsprechend zu erhöhen oder zu verringern, um stets einen sicheren Abstand zu wahren.

Tempomatschalter im Inneren eines Autos
Über die RES Taste können gewünschte Geschwindigkeit und der Abstand zum vorausfahrenden Fahrzeug eingestellt werden | © picarts.de / stock.adobe.com

Für ältere Fahrer, deren Reaktionszeiten möglicherweise langsamer sind, bietet der Abstandsregeltempomat eine wertvolle Unterstützung, um Auffahrunfälle zu vermeiden und eine gleichmäßige, stressfreie Fahrt zu gewährleisten.

Automatisches Fernlicht

Das automatische Fernlicht ist ein weiteres Fahrassistenzsystem, das besonders bei Nachtfahrten von Vorteil ist. Dieses intelligente System kann automatisch zwischen Fern- und Abblendlicht wechseln, abhängig von den Lichtverhältnissen und dem Verkehr. Es erkennt entgegenkommende Fahrzeuge oder Fahrzeuge vor dem eigenen Auto und schaltet selbstständig auf Abblendlicht, um andere Verkehrsteilnehmer nicht zu blenden. Sobald die Straße wieder frei ist, aktiviert das System erneut das Fernlicht.

Gegenverkehr bei Nacht
Kommt Ihnen ein Fahrzeug entgegen, schaltet das System automatisch auf Abblendlicht um | © by-studio / stock.adobe.com

Dieses System unterstützt insbesondere ältere Fahrer, deren Sehkraft vielleicht nicht mehr die beste ist, indem es für eine optimale Ausleuchtung der Straße sorgt, ohne dass der Fahrer manuell eingreifen muss. So können sie sich besser auf die Straße konzentrieren und sicherer bei Nacht fahren.

Sicherheit für alle mit Fahrassistenzsystemen

Senioren, die ihre eventuell auftretende Angst vor dem Neuen überwinden und die Fahrassistenzsysteme für ältere Menschen in Anspruch nehmen, können wesentlich länger ihre Selbstständigkeit wahren. Mit den Assistenzsystemen wird die Unsicherheit, die von der immer schlechter werdenden Wahrnehmung herrührt, kompensiert. Die Autoinsassen selbst fühlen sich sicherer und für andere Verkehrsteilnehmer übernimmt man ein Stück Verantwortung.

Dagmar führt das Projekt Aktive-Rentner.de bereits seit 2009. Sie berichtet dabei täglich über Neues und Wissenswertes für Rentner und Senioren. Auch auf Twitter und Facebook

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