Drei Freundinnen in einem Café
Östrogenmangel in den Wechseljahren stellt alle Frauen früher oder später vor Herausforderungen | © Kim Schneider / stock.adobe.com

Es ist vollkommen normal, dass der Östrogenspiegel in den Wechseljahren sinkt. Die Frage ist nur, wie Sie mit der Veränderung im Hormonhaushalt umgehen.

Die Wechseljahre sind eine natürliche Phase im Leben jeder Frau, die mit signifikanten hormonellen Veränderungen einhergeht, insbesondere mit einem Rückgang des Hormons Östrogen. Dieser Östrogenmangel kann eine Vielzahl von Symptomen und Herausforderungen mit sich bringen, die das körperliche Wohlbefinden und die emotionale Stabilität beeinträchtigen können.

1. Was ist Östrogenmangel?

Östrogen ist ein wesentliches Hormon, das eine zentrale Rolle in der Gesundheit und dem Wohlbefinden einer Frau spielt. Es wird hauptsächlich in den Eierstöcken produziert und beeinflusst eine Vielzahl von Körperfunktionen. Zu den wichtigsten Aufgaben von Östrogen gehören die Regulation des Menstruationszyklus, die Förderung der Entwicklung sekundärer weiblicher Geschlechtsmerkmale und die Unterstützung der Fortpflanzungsfunktionen. Darüber hinaus wirkt sich Östrogen positiv auf die Haut, die Knochengesundheit, das Herz-Kreislauf-System sowie auf das Gehirn aus, indem es zum Beispiel die Stimmung und kognitive Funktionen beeinflusst.

Ursachen und Auslöser des Östrogenmangels

Die Wechseljahre markieren den Übergang von der reproduktiven Phase im Leben einer Frau zur Nicht-Reproduktionsphase. Dieser Übergang ist gekennzeichnet durch einen natürlichen Rückgang der Hormonproduktion, insbesondere des Östrogens. Die Senkung des Östrogenspiegels beginnt in der Perimenopause, der Übergangsphase vor der Menopause, und setzt sich in der Postmenopause fort. Die Ursachen für den Östrogenmangel sind vielfältig:



  • Natürlicher Alterungsprozess: Mit zunehmendem Alter verringert sich die Anzahl und Qualität der Eier in den Eierstöcken, was zu einer verminderten Hormonproduktion führt.
  • Chirurgische Eingriffe: Die Entfernung der Gebärmutter (Hysterektomie) oder aber Eierstöcke (Oophorektomie) führt zu einem sofortigen Östrogenmangel, da die Hauptquelle des Hormons entfernt wird.
  • Chemotherapie und Strahlentherapie: Diese Behandlungen können die Eierstockfunktion beeinträchtigen und somit die Östrogenproduktion verringern.
  • Genetische Faktoren und Erkrankungen: Bestimmte genetische Bedingungen oder Erkrankungen wie Nebenniereninsuffizienz oder Gelbkörperschwäche senken den Östrogenspiegel ebenfalls.

Der Östrogenmangel in den Wechseljahren ist also ein natürlicher und unvermeidlicher Prozess, der jedoch durch verschiedene Faktoren beeinflusst und beschleunigt wird. Die Symptome und Auswirkungen des Östrogenmangels können von Frau zu Frau unterschiedlich sein und hängen von verschiedenen Faktoren wie dem allgemeinen Gesundheitszustand, dem Lebensstil und der genetischen Veranlagung ab.

2. Symptome des Östrogenmangels

Der Rückgang des Östrogenspiegels während der Wechseljahre kann eine Vielzahl von Symptomen verursachen, die sowohl die körperliche als auch die psychische Gesundheit betreffen. Diese Symptome variieren stark in ihrer Intensität und können von leichten Beschwerden, bis zu erheblichen Beeinträchtigungen des täglichen Lebens reichen.

Körperliche Symptome

  • Hitzewallungen und Nachtschweiß: Dies sind wohl die bekanntesten Symptome der Wechseljahre. Hitzewallungen äußern sich in plötzlichen Wärmegefühlen, die meist im Gesicht beginnen und sich über den Oberkörper ausbreiten, oft begleitet von starkem Schwitzen und Rötungen der Haut.
  • Vaginale Trockenheit und Beschwerden beim Geschlechtsverkehr: Der Mangel an Östrogen führt zu Veränderungen der Vaginalschleimhaut, was Trockenheit, Juckreiz und Schmerzen während des Geschlechtsverkehrs zur Folge haben kann.
  • Urininkontinenz und häufigeres Wasserlassen: Die Stärkung der Harnwege ist ebenfalls eine Funktion von Östrogen. Ein Mangel kann daher zu einer Schwächung der Blasenkontrolle führen.
  • Gelenkschmerzen: Ein weiteres Symptom des Östrogenmangels sind Gelenkschmerzen während der Wechseljahre. Östrogen hat entzündungshemmende Wirkungen im Körper, und ein Rückgang dieses Hormons kann zu einer Zunahme von Entzündungsprozessen führen, die Schmerzen in Gelenken wie Knien, Schultern und Händen verursachen.
  • Schlafstörungen: Schwankungen im Hormonhaushalt können auch den Schlafzyklus stören, was zu Schwierigkeiten beim Einschlafen, Durchschlafen oder zu einem unruhigen Schlaf führt.
  • Veränderungen der Hautbeschaffenheit: Östrogen trägt zur Elastizität und Feuchtigkeit der Haut bei. Ein Rückgang kann daher zu Trockenheit, dünner werdender Haut und vermehrter Faltenbildung führen.
  • Knochenabbau: Östrogen ist wichtig für die Knochengesundheit. Ein langanhaltender Mangel kann das Risiko für Osteoporose und Knochenbrüche erhöhen.

Emotionale und psychische Veränderungen

  • Stimmungsschwankungen: Viele Frauen erleben in den Wechseljahren emotionale Instabilität, Reizbarkeit oder plötzliche Stimmungstiefs. Der Östrogenmangel wirkt sich direkt auf die Neurotransmitter im Gehirn aus, darunter Serotonin, das oft als das „Glückshormon“ bezeichnet wird. Eine Verringerung des Serotoninspiegels kann zu abrupten Stimmungsänderungen führen, von intensiven Glücksgefühlen bis zu tiefer Traurigkeit oder Reizbarkeit. Diese Schwankungen sind unvorhersehbar und beeinträchtigen das soziale Umfeld sowie die Beziehung der betroffenen Frauen.
  • Depressive Verstimmungen: Auch das Risiko für depressive Episoden kann in den Wechseljahren aufgrund der hormonellen Umstellungen steigen. Depressive Verstimmungen in diesem Lebensabschnitt sind oft mehr als nur vorübergehende Phasen schlechter Laune, sie können sich in anhaltender Traurigkeit, einem Verlust des Selbstwertgefühls und in einem Mangel an Freude an den alltäglichen Aktivitäten äußern. Die hormonellen Schwankungen tragen dazu bei, dass die üblichen Stressbewältigungsmechanismen nicht mehr so effektiv sind, was die Anfälligkeit für depressive Stimmungen erhöhen kann.
  • Angstzustände: Ebenfalls können sich Angstgefühle verstärken oder neu entwickeln. Frauen berichten von erhöhten Sorgen, Nervosität oder Gefühlen der Überforderung, die vorher so nicht bekannt waren. Diese Angstzustände äußern sich mitunter in körperlichen Symptomen wie Herzrasen, Schweißausbrüchen oder Zittern.
  • Konzentrations- und Gedächtnisprobleme: Manche Frauen berichten über Schwierigkeiten, sich zu konzentrieren oder Dinge zu merken, was teilweise auf den Östrogenmangel zurückgeführt wird. Die Abnahme der Östrogenproduktion kann die kognitive Funktion beeinträchtigen, was zu Schwierigkeiten bei der Konzentration, Vergesslichkeit oder dem Gefühl einer „nebligen“ Gedankenwelt führt. Diese Symptome führen bei der Arbeit oder im täglichen Leben zu Frustration. Forschungen deuten darauf hin, dass Östrogen eine Schlüsselrolle bei der kognitiven Gesundheit spielt, indem es neuronale Verbindungen im Gehirn fördert. Zur Unterstützung der Gehirngesundheit können eine ausgewogene Ernährung, reich an Omega-3-Fettsäuren, regelmäßige geistige und körperliche Betätigung sowie Techniken zur Gedächtnisförderung beitragen.

Diese Symptome können einzeln oder in Kombination auftreten und in ihrer Intensität über die Zeit variieren. Wichtig ist, dass jede Frau ihre individuellen Erfahrungen macht und es keine universelle „Norm“ für den Verlauf der Wechseljahre gibt. Der Umgang mit den Symptomen des Östrogenmangels erfordert oft eine Kombination aus medizinischer Behandlung, Anpassungen des Lebensstils und, in manchen Fällen, psychologischer Unterstützung.

4. Behandlungsmöglichkeiten

Die Behandlung eines Östrogenmangels in den Wechseljahren kann auf verschiedene Weisen erfolgen, je nachdem, wie stark die Symptome ausgeprägt sind. Nachfolgend möchte ich Ihnen einen Überblick über die gängigsten Behandlungsmethoden geben und dabei sowohl auf hormonelle als auch auf nicht-hormonelle Ansätze eingehen.

Hormonersatztherapie (HRT)

Die Hormonersatztherapie ist eine weitverbreitete Behandlungsmethode bei Östrogenmangel. Sie zielt darauf ab, die fehlenden Hormone künstlich zu ersetzen, um die Symptome zu lindern. Die HRT kann in verschiedenen Formen erfolgen, darunter Tabletten, Pflaster, Gele oder Vaginalcremes. Obwohl die HRT bei vielen Frauen effektiv Symptome wie Hitzewallungen, vaginale Trockenheit und Stimmungsschwankungen lindern kann, ist sie nicht für jede Frau geeignet. Sprechen Sie mit Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin über Ihre individuellen Risiken und Vorteile, insbesondere wenn Sie eine Vorgeschichte von Brustkrebs, Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Schlaganfall haben.

Natürliche und alternative Behandlungsmethoden

Viele Frauen bevorzugen natürliche oder alternative Behandlungsmethoden, um die Symptome des Östrogenmangels zu bewältigen. Dazu gehören:

  • Phytoöstrogene: Diese pflanzlichen Substanzen, die in Soja, Leinsamen und anderen Lebensmitteln vorkommen, haben eine schwache östrogenähnliche Wirkung. Sie können helfen, leichte Symptome zu lindern.
  • Ernährungsumstellung: Eine ausgewogene Ernährung, reich an Obst, Gemüse, Vollkornprodukten und gesunden Fetten, kann das allgemeine Wohlbefinden verbessern und die Symptome vermindern.
  • Bewegung: Regelmäßige körperliche Aktivität kann helfen, Stimmungsschwankungen zu reduzieren, den Schlaf zu verbessern und das Risiko für Osteoporose zu verringern.
  • Entspannungstechniken: Yoga, Meditation und Achtsamkeitsübungen sind effektive Wege, um Stress zu bewältigen und emotionales Gleichgewicht zu fördern.

5. Lebensstiländerungen und Stressmanagement

Neben medizinischen Behandlungen können auch Lebensstiländerungen und Hausmittel eine große Hilfe bei der Bewältigung der Symptome eines Östrogenmangels sein. Ich möchte Sie ermutigen, folgende Tipps in Ihren Alltag zu integrieren:



Ernährung und Bewegung

Eine gesunde Ernährung und regelmäßige Bewegung sind nicht nur für Ihre allgemeine Gesundheit wichtig, sondern können auch spezifisch die Symptome des Östrogenmangels positiv beeinflussen. Versuchen Sie, eine ausgewogene Ernährung mit ausreichend Kalzium und Vitamin D zu pflegen, um Ihre Knochengesundheit zu unterstützen. Gleichzeitig helfen Ihnen regelmäßige Bewegung, wie Spazierengehen, Schwimmen oder Radfahren, Ihr Gewicht zu kontrollieren, Ihre Stimmung zu heben und Ihr Risiko für chronische Krankheiten zu verringern.

Entspannungstechniken

Stress verschlimmert die Symptome der Wechseljahre zusätzlich. Techniken zur Stressreduktion, wie tiefe Atemübungen, Meditation oder Yoga, helfen Ihnen, sich zu entspannen und Ihr emotionales Gleichgewicht zu finden. Nehmen Sie sich Zeit für sich selbst und tun Sie Dinge, die Ihnen Freude bereiten.

Schlafhygiene

Viele Frauen in den Wechseljahren leiden unter Schlafstörungen. Verbessern Sie Ihre Schlafhygiene, indem Sie einen regelmäßigen Schlafrhythmus etablieren, den Konsum von Koffein schon am Nachmittag reduzieren und eine entspannende Abendroutine einführen.

6. Meine persönlichen Erfahrungen und Empfehlungen

Die Wechseljahre sind eine Zeit der Veränderung, des Wachstums und der Selbstentdeckung – auch für mich. Selbst kurz vor der 60, habe ich inzwischen reichlich Erfahrungen sammeln können bzw. müssen. Was mir geholfen hat, diese Phase mit mehr Gelassenheit und Gesundheit zu durchleben, gebe ich nun gern an Sie weiter.

Tipp 1: Akzeptieren Sie die Veränderungen

Zuerst möchte ich Sie ermutigen, die Veränderungen in Ihrem Körper und Ihrem emotionalen Zustand zu akzeptieren. Die Wechseljahre sind ein natürlicher Teil des Lebens, und der Umgang mit ihnen erfordert eine Anpassung Ihrerseits. Anstatt gegen die Veränderungen zu kämpfen, habe ich gelernt, sie zu akzeptieren und mich anzupassen. Diese Akzeptanz war der erste Schritt, um mich mental auf die kommenden Veränderungen einzustellen und Strategien zu entwickeln, um mit den Symptomen umzugehen.

Tipp 2: Informieren Sie sich

Wissen ist Macht, besonders wenn es um Ihre Gesundheit geht. Ich habe mich ausgiebig über die Wechseljahre informiert, indem ich Fachliteratur gelesen, mit meiner Gynäkologin gesprochen und auch Online-Foren durchstöbert habe. Dieses Wissen hat mir geholfen, meine Symptome besser zu verstehen und informierte Entscheidungen über meine Behandlungsoptionen zu treffen. Ich empfehle Ihnen, das Gleiche zu tun. Je mehr Sie wissen, desto besser können Sie mit Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin zusammenarbeiten, um eine Behandlung zu finden, die für Sie richtig ist.

Tipp 3: Finden Sie Unterstützung

Einer der wichtigsten Aspekte meiner Reise war die Unterstützung durch gleichaltrige Freundinnen. Es ist unglaublich wertvoll, sich mit anderen Frauen auszutauschen, die ähnliche Erfahrungen machen. Diese Gespräche haben mir das Gefühl gegeben, nicht allein zu sein. Zögern Sie nicht, nach Unterstützung in Ihrer Nähe zu suchen oder online Foren zu finden, in denen Sie Ihre Erfahrungen teilen und Rat suchen können.

Tipp 4: Achten Sie auf Ihren Körper

Die Wechseljahre haben mich gelehrt, besser auf meinen Körper zu achten. Eine ausgewogene Ernährung, regelmäßige Bewegung und ausreichend Schlaf sind die Grundpfeiler meiner täglichen Routine geworden – das klappt zwar nicht immer, aber immer besser. Ich habe festgestellt, dass besonders Yoga und Nordic Walking mir helfen, meinen Körper und Geist in Einklang zu bringen und Stress abzubauen. Finden Sie eine Form der Bewegung, die Ihnen Freude bereitet, und machen Sie sie zu einem festen Bestandteil Ihres Lebens.

Tipp 5: Seien Sie offen für Neues

Schließlich möchte ich Sie ermutigen, offen für Veränderungen in Ihrem Behandlungsplan und Ihrem Lebensstil zu sein. Was anfangs funktioniert, muss nicht unbedingt auf lange Sicht die beste Lösung sein. Seien Sie bereit, neue Ansätze auszuprobieren und anzupassen, was für Sie am verlässlichsten funktioniert. Ihr Körper und Ihre Bedürfnisse können sich im Laufe der Zeit verändern, und Flexibilität kann der Schlüssel sein, um diese Phase mit Wohlbefinden zu durchleben.

Die Wechseljahre sind zweifellos eine herausfordernde Zeit, aber sie ermöglichen auch, sich selbst neu zu entdecken und zu wachsen. Mit den richtigen Strategien und Unterstützung können Sie diese Übergangsphase nicht nur bewältigen, sondern auch mit neuer Stärke und Zuversicht daraus hervorgehen. Ich wünsche Ihnen alles Gute und hoffe, dass meine Erfahrungen und Ratschläge Ihnen helfen können.

Dagmar führt das Projekt Aktive-Rentner.de bereits seit 2009. Sie berichtet dabei täglich über Neues und Wissenswertes für Rentner und Senioren. Auch auf Twitter und Facebook

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